Startseite Archiv Tagesthema vom 05. Juni 2022

Die Sache Gottes ist die Krönung

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In diesen Tagen feiert Elisabeth II. ihr 70. Thronjubiläum. Das ganze Commonwealth of Nations feiert mit. 70 Jahre ist sie nun Königin und steht für Geradlinigkeit, Verlässlichkeit und bunte Hüte. Sie war noch sehr jung, als sie Königin wurde, als sie ihr ganzes Leben, "will it be long or short", der Krone unterstellt hat. Und das alles, weil sie als erstes Kind des damaligen Königs geboren worden war. Ausgesucht hat sie das also nicht, auch wenn sie mitbekommen hatte, dass der Bruder ihres Vaters, Edward VIII., die Position als König abgelehnt hatte.

An diesem Sonntag feiern wir Pfingsten. Und damit den Geburtstag unserer Kirche. Pfingsten gilt weithin als der Geburtstag der christlichen Kirche. Man kann sich tatsächlich darüber streiten, ob dieses Datum für die Geburt der christlichen Kirche passend ist. Aber so wie in der Apostelgeschichte von diesem Pfingstfest in Jerusalem berichtet wird, passiert etwas ganz Entscheidendes für das, was wir heute als Kirche erleben.

Viele der Jünger von Jesus hatten ihn erlebt. Aber das macht noch keine Kirche. Das leere Grab gesehen zu haben und den Engel darin, reicht noch nicht, um davon zu erzählen. Die Frauen machten, dass sie davonkamen, denn sie fürchteten sich sehr. Dem Auferstandenen begegnet zu sein, reicht immerhin für den Hausgebrauch: Die Anhänger von Jesus erzählen sich gegenseitig von solchen Begegnungen. Aber sie leben nach wie vor in Angst … und schließen die Türen ab, wenn sie sich treffen.

Das alles ändert sich erst Pfingsten. Auf einmal geht es vorwärts. Mit Saus und Braus. Mit Feuer und Flamme. Und am Ende des Tages – so steht es in der Apostelgeschichte ein paar Verse später – am Ende des Tages sind 3.000 erste Kirchenmitglieder getauft.

Die Pfingstgeschichte erzählt – Gott sei Dank – nicht nur von der staunenden bis hilflosen Frage: Was will das werden? Sie erzählt auch davon, wie die Kirche Kirche wird. Sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen. Das Rezept ist das, was Luther später das „Priestertum aller Gläubigen“ genannt hat. Gott braucht und gebraucht jeden und jede für seine Kirche. Gott braucht uns alle als Prediger. Jeder und jede soll und kann (!) weitersagen, was wichtig ist im Glauben. Was er/sie in der Kirche Gutes findet und erlebt. Was ihm/ihr da lieb und teuer ist. Pfingsten tun das alle. Jeder und jede aus der eigenen Perspektive, dem eigenen Leben heraus, wie es ihm/ihr der Geist eingibt.

Ob es vielleicht daran liegt, dass auf einmal alle verstehen, worum es geht? Jeder und jede in der eigenen Sprache? Weil es nicht nur die eine Predigt gibt, sondern ganz viele?

Die Sache Gottes ist dabei an keine Familie gebunden. An keine bestimmten Menschen, an kein Geschlecht. Auch hier wie bei Elisabeth II. an keine Wahl. An Gottes Geist. An sein Wirken.

Die pfingstliche Frage bleibt: „Was will das werden?“ Wo geht es noch hin? Mit uns und unserer Kirche? 

Das werden wir erleben. Es geht nämlich dahin, wohin Gott mit seiner Kirche, mit uns hingehen will.

Amen.

Jakob Kampermann

Der Text zur Andacht

Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, Galiläer? Wie hören wir sie denn ein jeder in seiner Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die da wohnen in Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asia, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Römer, die bei uns wohnen, Juden und Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden. Sie entsetzten sich aber alle und waren ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins. Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, vernehmt meine Worte! Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde des Tages; sondern das ist’s, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1-5): »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis verwandelt werden und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt. Und es soll geschehen: Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.« Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch mächtige Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst – diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Ungerechten ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt und hat ihn befreit aus den Wehen des Todes, denn es war unmöglich, dass er vom Tod festgehalten wurde. Denn David spricht von ihm (Ps 16,8-11): »Ich habe den Herrn allezeit vor Augen, denn er steht mir zur Rechten, dass ich nicht wanke. Darum ist mein Herz fröhlich, und meine Zunge frohlockt; auch mein Leib wird ruhen in Hoffnung. Denn du wirst meine Seele nicht dem Reich des Todes überlassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe. Du hast mir kundgetan die Wege des Lebens; du wirst mich erfüllen mit Freude vor deinem Angesicht.« Ihr Männer, liebe Brüder, lasst mich freimütig zu euch reden von dem Erzvater David.  Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf diesen Tag. Da er nun ein Prophet war und wusste, dass ihm Gott geschworen hatte mit einem Eid, dass ein Nachkomme von ihm auf seinem Thron sitzen sollte, hat er vorausgesehen und von der Auferstehung des Christus gesagt: Er ist nicht dem Reich des Todes überlassen, und sein Leib hat die Verwesung nicht gesehen. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; des sind wir alle Zeugen. Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen Heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr seht und hört. Denn David ist nicht gen Himmel gefahren; sondern er sagt selbst (Ps 110,1): »Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel unter deine Füße lege.« So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat. Als sie aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen:  Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird. Noch mit vielen andern Worten bezeugte er das und ermahnte sie und sprach: Lasst euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht! Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen. Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Es kam aber Furcht über alle, und es geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk.  Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.

Apostelgeschichte 2,1 ff.