
Ein Kind blickt unsicher und neugierig aus dem Abteilfenster. Mit lautem Getöse rollt langsam der Sonderzug mit Flüchtlingen aus der Ukraine in den Messebahnhof in Laatzen bei Hannover ein. Als sich die Türen öffnen, ist es für einen Moment ganz still. Müde, erschöpfte Frauen, Männer und Kinder steigen vorsichtig aus. Bundespolizisten helfen dabei, Kinderwagen aus dem Zug zu heben. Menschen nehmen sich erleichtert in die Arme.
Im kalten Wind am Bahnsteig wartet auch Viktor Roytman. „Dolmetscher“ steht in Deutsch und Ukrainisch auf der gelben Weste des Rentners. Roytman ist einer von zahlreichen Ehrenamtlichen, die die Geflüchteten an einem von bundesweit drei Drehkreuzen in Empfang nehmen. Nie hätte der gebürtige Ukrainer sich ausmalen können, dass er einmal Kriegsflüchtlingen aus seinem Heimatland helfen würde. „Ich hätte es im Leben nicht geglaubt, dass ein Land, das den Faschismus in die Knie gezwungen hat, einen Krieg beginnt“, sagt er kopfschüttelnd.
An dem Bahnhof, wo üblicherweise internationale Messegäste ankommen, fährt nun jeden Tag mindestens ein Zug aus Polen ein. Rund 15.000 Menschen sind seit Kriegsbeginn im Februar bereits über Laatzen nach Deutschland gekommen. Viele wollen weiterreisen und fragen Roytman nach Wegen, nach medizinischer Versorgung oder auch danach, wie wohl andere Städte in Deutschland zum Leben sind.