Startseite Archiv Tagesthema vom 06. März 2022

„Wir sind vom Tod bedroht, und seht doch: Wir leben!“

Die vollständige Darstellung von Archivmeldungen befindet sich noch im Aufbau. Schauen Sie in Kürze noch mal vorbei!

„Mit großer Standhaftigkeit ertragen wir Leid, Not und Verzweiflung. Man schlägt uns, wirft uns ins Gefängnis und hetzt die Leute gegen uns auf. Wir arbeiten bis zur Erschöpfung, wir schlafen nicht und essen nicht.“

Worte, die von Menschen aus der Ukraine stammen könnten. Seit mehr als einer Woche sehe ich nun schon die schrecklichen Bilder von Leid, Not und Verzweiflung. Ich sehe zerstörte Städte, rollende Panzer und Menschen auf der Flucht. Und ich höre davon, dass die russischen Staatsmedien kaum über den Krieg berichten. Alles wird weiterhin beschönigt, verdreht oder verschwiegen.

Doch diese Worte stammen nicht aus der Ukraine. Sie stehen im 2. Korintherbrief. Fast 2000 Jahre alt. Und wenn ich dort weiterlese, dann lese ich:

„Zu unserem Dienst gehören ein einwandfreier Lebenswandel, Erkenntnis, Geduld und Güte, der Heilige Geist und aufrichtige Liebe. Zu unserem Dienst gehören außerdem die Wahrheit unserer Verkündigung und die Kraft, die von Gott kommt.“

Mich bewegen diese alten Worte. Ich fühle mich klein und ohnmächtig angesichts des schrecklichen Krieges. Und ich frage mich: Was kann ich hier, im sicheren Deutschland, tun? In diesem Abschnitt finde ich eine Antwort: „… aufrichtige Liebe … Wahrheit unserer Verkündigung und die Kraft, die von Gott kommt.“

Liebe, Wahrheit und Kraft, die von Gott kommt – sie sollen nicht zu Opfern des Krieges werden. Sie will ich hier, wo ich bin, doch wenigstens im Kleinen dem großen Krieg entgegensetzen! Und ich wünsche mir, dass auch die tapferen Menschen in der Ukraine diese Worte hören:

„Wir kämpfen mit den Waffen der Gerechtigkeit, in der rechten und in der linken Hand. … Wir sind vom Tod bedroht, und seht doch: Wir leben! Wir werden ausgepeitscht und kommen doch nicht um. … Wir haben nichts und besitzen doch alles!“

Ich bete in diesen Tagen zu Gott, dass es Worte wie diese sind, die am Ende das letzte Wort haben werden.

Amen.

Marco Voigt

Der Text zur Andacht

Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt. Denn er spricht: »Ich habe dich zur willkommenen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.« Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils! Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit dieser Dienst nicht verlästert werde; sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig; als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.

2. Kor 6,1–10

Der Autor

Marco Voigt ist Radiopastor bei der Evangelischen Kirche im NDR in Kiel und Sprecher von Radioandachten bei NDR Kultur, NDR Info und NDR 1 Welle Nord.