Die lutherischen Kirchen in Polen und Deutschland haben an das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche appelliert, sich für ein Ende des Ukraine-Russland-Konflikts einzusetzen. Der Moskauer Patriarch Kyrill I. «möge auf die Stimmen seiner Kirche hören, die sich für Versöhnung einsetzen, und entschlossen Frieden und Liebe säen, die höher sind als menschliche Machtträume», erklärten der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Ralf Meister, und der Leitende Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Jerzy Samiec, in einer am Mittwoch veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme.
epd
Hannover.Landesbischof Ralf Meister hat die Menschen in Deutschland angesichts des Krieges in der Ukraine zum Zusammenrücken über Religionsgrenzen hinweg aufgerufen. „Da interessiert nicht die Konfession und nicht die Religion - man ist gemeinsam dafür, dass dieser Krieg so schnell wie möglich zu Ende sein soll“, sagte der evangelische Theologe am Sonntagabend im NDR-Fernsehen. Dass dies momentan bereits geschehe, gehöre für ihn zu den positiven Erfahrungen dieser Krise.
Er sei gewiss, dass dieser Zusammenhalt über den Krieg hinaus andauern werde, sagte der Landesbischof.
„Was wir momentan erleben, ist etwas, was wir in dieser Dimension noch nicht erlebt haben, dass letztlich fast die ganze Welt sagt: Wir wollen keinen Krieg“, betonte Meister mit Blick auf die Resolution der UN-Vollversammlung zum Ukraine-Krieg. „Das ist ein ganz starkes Signal für alle Menschen auf dieser Erde: Dieser Krieg ist nicht nur unrechtmäßig, sondern trifft auf den Widerstand beim Rest der Weltbevölkerung.“
In der Resolution hatten 141 Staaten ein Ende des russischen Angriffs auf die Ukraine gefordert. 35 Länder enthielten sich. Nur fünf Staaten stimmten gegen die Resolution, darunter Russland selbst und Belarus.
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen

Landesbischof Ralf Meister hat vor einer zunehmenden Kriegsrhetorik als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine gewarnt. Derzeit werde in öffentlichen Stellungnahmen ein zu großes Gewicht auf die Betonung militärischer Stärke gelegt, sagte der evangelische Bischof im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Meister kritisierte in diesem Zusammenhang Äußerungen des Politologen Herfried Münkler, der für Europa „eine eigene, glaubwürdige nukleare Option“ gefordert hatte.
Der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, hat die russische Invasion der Ukraine scharf kritisiert. "Der Krieg muss sofort und bedingungslos beendet werden", schreibt der Diözesanbischof in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme. Es gebe keine Rechtfertigung für das Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin und keinen Grund, "den Weltfrieden auf solch radikale Weise, wie wir sie jetzt erleben, zu zerstören".
In einer gemeinsamen Stellungnahme zum Krieg in der Ukraine äußern sich der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Friedrich Kramer, und der Bischof für die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr, Bischof Bernhard Felmberg, wie folgt:
- Mitten im Herzen von Europa erleben wir Krieg. Die russische Regierung hat einen Angriffskrieg gegen einen souveränen Staat begonnen. Demokratie und Freiheit sind bedroht. Es gibt zahlreiche Tote. Die Zivilbevölkerung ist betroffen. Hunderttausende bangen um ihr Leben oder ergreifen die Flucht. Wir verurteilen auf schärfste die kriegerischen Handlungen. In unseren Gedanken und Gebeten sind wir bei den Menschen in der Ukraine. Wir sind dankbar für alle Bemühungen, den Kriegsflüchtlingen Hilfe, Unterstützung und Unterkunft zukommen zu lassen.
- Der militärische Angriff russischer Streitkräfte auf die Ukraine stellt einen eklatanten Völkerrechtsbruch dar. Die Argumentation der russischen Regierung mit Art. 51 UN-Charta greift nicht. Im Gegenteil: die Invasion verstößt gleich gegen mehrere internationale Abkommen. Dies beginnt mit der KSZE-Schlussakte von 1975. In ihr verpflichten sich die Unterzeichner, gewaltsame Grenzänderungen zu unterlassen und die territoriale Integrität aller beteiligten Staaten zu achten. In ähnlicher Weise sagt Russland in der Charta von Paris von 1990, im Budapester Memorandum von 1994 sowie zuletzt in der NATO-Russland-Grundakte von 1997 die Achtung der Souveränität, Unabhängigkeit und territorialen Unversehrtheit anderer Staaten sowie den Verzicht auf Androhung oder Anwendung von Gewalt zu.
- Durch diesen Angriff wird die gesamte Sicherheitsarchitektur nicht nur nach dem Ende des Kalten Kriegs in Frage gestellt, sondern auch alle Bemühungen des Aufbaus einer internationalen Friedensordnung unter Herrschaft des Rechts nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Das Recht des Stärkeren darf nicht die Herrschaft des Rechts ersetzen. Wir brauchen eine Friedensordnung, in der man sich auf das Recht verlassen kann. Dorthin müssen wir wieder kommen. Wir brauchen Wege zum ehrlichen Dialog, der zum Schweigen der Waffen führt.
- Es muss verhindert werden, dass dieser Konflikt weiter eskaliert und sich ausweitet. Dies betrifft z. B. die Alarmierung der nuklearen Einheiten auf russischer Seite wie auch die Nachrichten, dass sich auch belarussische Streitkräfte an dem Konflikt beteiligen könnten.
- Vor diesem Hintergrund sind alle Bemühungen zu unterstützen, die sich um Verhandlungen zwischen den Parteien bemühen. Ziel muss es sein, die Waffengewalt so schnell wie möglich zu beenden. Die Souveränität und die Freiheit der Ukraine sind wiederherzustellen. Besonnenes Reden und Handeln gegenüber Russland ist auch weiterhin gefragt, um den Konflikt nicht noch weiter zu verschärfen. Ziel muss es sein, gegenseitiges Vertrauen wieder aufzubauen.
- Viele Menschen gehen weltweit für die Beendigung des Kriegs und für den Frieden in der Ukraine auf die Straße. Dafür sind wir dankbar. Auch in Russland haben Menschen zum Ausdruck gebracht, dass sie diesen Krieg nicht wollen. Dazu gehören auch Friedensaktivistinnen und -aktivisten, die durch ihr öffentliches Eintreten gegen jedwede Waffengewalt um ihre Freiheit fürchten müssen. Viele Zivilisten in der Ukraine fordern russische Soldaten auf, nicht auf ihre Geschwister zu schießen. Viele sagen: dieser Brudermord muss beendet werden.
- Eine Deeskalation der Sprache auf allen Seiten tut not. Angesichts von mancher Kriegsrhetorik sagen wir klar: Die Menschen in Russland sind nicht unsere Feinde. Wir erinnern an die vielen Friedens- und Versöhnungsinitiativen zwischen Menschen in Deutschland und Russland, der Ukraine und anderen osteuropäischen Ländern. Diese Möglichkeiten, Brücken zu schlagen, geraten jetzt unter Druck. Umso mehr gilt es, sie zu pflegen, zu bewahren und zu stärken. Wir tun dies im gemeinsamen Verständnis, dass Krieg nach Gottes Willen nicht sein soll, und wir als Christenmenschen die Pflicht haben, für Versöhnung und Frieden einzutreten.
- Als Kirchen haben wir die Seelsorge für die Menschen auch bei uns in Deutschland im Blick. Wir denken besonders an die Menschen, die direkt oder indirekt von dem Konflikt betroffen sind. Wir denken an Soldatinnen und Soldaten, an Menschen, die Freundinnen und Freunde sowie Verwandte in der Ukraine haben, an die, die im zivilen Friedensdienst in dem jetzigen Kriegsgebiet engagiert waren. Für sie und für alle, die in Sorge um den Frieden sind, öffnen wir die Türen und unsere Ohren und Herzen für das Gespräch.
- Unsere erste Aufgabe ist es aber, für den Frieden zu beten. Wir beten für die Verantwortlichen auf allen Seiten, dass sie Wege aus der Eskalation herausfinden. Wir beten für die Menschen in der Ukraine, in Belarus und Russland, die von Leid und Tod bedroht sind. Wir beten aber auch für die Menschen in Russland, die guten Willens sind und sich für Versöhnung und Frieden einsetzen. Dabei wissen wir aus den Erfahrungen in Deutschland: die Kraft des Gebets ist nicht zu unterschätzen. Wir haben an diese Tradition der Friedensgebete am Montag wieder angeknüpft. Wir laden ein, jeden Montag ein Friedensgebet zu sprechen, in den Kirchen, in den Kasernen, auf den Straßen oder auch zu Hause.
Pressestelle der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD)
Moshe Reuven Azman, the Chief Rabbi of Ukraine, has condemned the missile attack close to the Babyn Yar memorial in Kyiv, saying three missiles hit the area.
"War crimes are taking place here," he said in a video statement on his Facebook page.
"The Russian army, which fought the fascists in 1941, is bombing the civilians of Kyiv, Kharkiv, Odessa. Just now the Babyn Yar was shelled. Three missiles hit the place."
"Babyn Yar - this is symbolic. Babyn Yar is a place where 200,000 innocent elderly, women and kids lie," he added.
Between 1941 and 1943, the Nazis shot tens of thousands of people at Babyn Yar, including almost the entire Jewish population of Kyiv, according to the memorial's official website.
"I’m constantly receiving calls from Jews, not just Jews, Ukrainians and Russians from all over Kyiv asking for help," the Rabbi said.
"They need humanitarian aid. Every day I’m trying to help. The elderly [are] calling saying they don’t have the necessary medicines, mothers [are] calling saying they don’t have food for kids, they are suffering from the shelling."
Azman's Facebook video continued with the Rabbi pledging to no longer keep quiet amid the violence.
"I’ve kept silent for a long time, I will not anymore. I address you, dear Russians, dear Jews, everybody who’s not indifferent: those, who silently agree with what’s happening or those who stay indifferent - are complicit in this military crime. crime against humanity. I’m only saying what I see. I’m not afraid to die. I could never imagine in my worst nightmare that I could die under Russian shelling."
Der Lutherische Weltbund hat auf seiner Internetseite eine Reihe von internationalen kirchlichen Stimmen zum Krieg in der Ukraine zusammengestellt.
Als Mitgliedskirchen des Polnischen Ökumenischen Rats sind wir von dem Kriegsausbruch im Osten Europa entsetzt. Raketen fallen, Bomben explodieren. Es sterben Soldaten, Zivilisten und Kinder. Ausländer und Ukrainer versuchen verzweifelt zu entkommen. Wir können mit eigenen Augen sehen, wie brüchig der Frieden ist. Wir verurteilen unmissverständlich die Aggression Russlands gegen die souveräne Ukraine.
So wie Christus gekommen ist, um der ganzen Welt Frieden zu verkünden, so sind auch wir als Seine Jünger aufgerufen, unsere Nächsten zu lieben. Christus selbst stellt uns die Aufgabe, Menschen des Friedens zu sein. Wir sind selig, wenn wir Frieden stiften.
Wir fordern unsere Schwesterkirchen in Russland auf, sich für die Beendigung des Krieges einzusetzen.
Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, alles zu tun, was in ihrer Macht steht, um Lösungen zu finden, die zu einer Aussetzung der Kriegshandlungen und zu einer Aussöhnung zwischen den betroffenen Parteien führen.
Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, alles zu tun, was in ihrer Macht steht, um Lösungen zu finden, die zu einer Einstellung der Kriegshandlungen und zu einer Aussöhnung zwischen den betroffenen Parteien führen.
Als Kirchen wollen wir in dieser Situation aktiv helfen und diejenigen unterstuetzen, dies es brauchen. Deswegen wenden wir uns an alle Menschen guten Willens einem Appell um aktive Beteiligung an Hilfsprojekten. Wir öffnen unsere Gemeinden auch, um Geflüchteten aus der Ukraine zu helfen.
Wir rufen zu einem Gebet auf, in dem wir alle Gott um Frieden und um die Rettung derer bitten, die jetzt mit der Realität von Leid und Schmerz konfrontiert sind. Wir bitten darum, dass in den kommenden Tagen und Wochen in allen unseren Kirchengemeinden während der Gottesdienste inständig für den Frieden in der Ukraine und in der Welt gebetet wird. Wir ermutigen Sie auch, persönlich für Frieden, Sicherheit und Wohlstand für alle Menschen zu beten und um Gottes Weisheit für diejenigen zu bitten, die über das Schicksal der Nationen entscheiden.
Wir bekunden unsere Solidarität mit den Menschen und den christlichen Kirchen in der Ukraine.
„Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.” (Matthäusevangelium 5,9)
Polnischer Ökumenischer Rat, Warschau, 25. Februar 2022
In einer „Ansprache an die Gläubigen und an die Bevölkerung der Ukraine“ vom 24. Februar sprach Seine Seligkeit Metropolit Onufry von Kiew und der ganzen Ukraine (Moskauer Patriarchat) offen über die gegenwärtige Lage: „Es ist etwas Schreckliches passiert“, sagte er. „Höchst bedauerlicherweise hat Russland Kriegsoperationen gegen die Ukraine eingeleitet. Zu diesem verhängnisvollen Zeitpunkt bitte ich Sie dringend, nicht in Panik zu geraten, mutig zu sein und für Ihr Heimatland und für Ihre Nächsten Liebe zu zeigen.“
Der geschäftsführende Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Priester Prof. Dr. Ioan Sauca, hat sich einem Appell des Oberhauptes der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat) angeschlossen und Präsident Putin eindringlich dazu aufgefordert, den Krieg zu beenden und dem ukrainischen Volk und der ukrainischen Nation wieder Frieden zu geben.
Die Evangelische Jugend in Deutschland steht in ihrem Bekenntnis und ihrem Einsatz für den Frieden unverrückbar an der Seite ihrer Partner in der Ukraine und Russland. Wir verurteilen den Überfall der russischen Streitkräfte auf die Ukraine. Wladimir Putin weitet seinen 2014 in der Ostukraine lancierten Bruderkrieg nun mit offenem Visier auf das ganze Land aus und stürzt dabei auch das russische Volk in einen Angriffskrieg. Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.

"Mit Fassungslosigkeit und Angst erleben wir, dass sich das Böse in Europa mit militärischer Gewalt Raum greift. Jeder Krieg ist ein Ausbruch des Bösen. Wie kann mit einem Land umgegangen werden, das sich vom Völkerrecht suspendiert und die Souveränität eines anderen Staates missachtet? Genauer: Wie kann mit Putin und einer Bande von politischen Lakaien umgegangenen werden, die von Bosheit, Enttäuschung und Größenwahn getrieben, den Weltfrieden bedrohen? Die erste Verpflichtung lautet, diejenigen zu schützen, die Opfer dieser Bosheit werden", sagte Landesbischof Ralf Meister am 24. Februar 2022.

„Wir sind erschüttert über den Angriff Russlands auf die Ukraine. Wir denken an die Menschen, die nun um ihr Leben und ihre Heimat fürchten“, sagt Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen.
"In der letzten Woche hat putinische Regierung eine große Offensive gegen Ukraine gestartet. Die zahlreichen Angriffe auf militärische und zivile Ziele aus verschiedenen Richtungen, führten dazu, dass eine friedliche Lösung nicht mehr möglich ist."

„Viele Menschen werden ihr Leben verlieren – durch Krieg in Europa. Das ist eine unerträgliche Vorstellung. Alle Beteiligten wissen, dass ein Krieg nur Verliererinnen und Verlierer kennen wird, da Gewalt nie eine Lösung sein kann. Gewalt wird immer nur wieder neue Gewalt hervorrufen", sagt Bischof Thomas Adomeit (Oldenburg), Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.
The heads of churches and religious organizations of Ukraine are summoning Russian President Vladimir Putin "to stop stoking the flames of war." This is stated in an appeal of the All-Ukrainian Council of Churches and Religious Organizations sent to the Russian president on Wednesday, 23 February.