Startseite Archiv Tagesthema vom 25. Januar 2022

"Wir tun, was wir können"

Die vollständige Darstellung von Archivmeldungen befindet sich noch im Aufbau. Schauen Sie in Kürze noch mal vorbei!

Die Bilder der Menschen, die zu Tausenden an der polnisch-belarussischen Grenze in Kälte und Nässe ausharrten, berührten viele. Der Pastor einer evangelischen Gemeinde kümmert sich um die Männer, Frauen und Kinder und bekommt auch Unterstützung aus der Landeskirche Hannovers.

Der belarussische Pastor Wladimir Tatarnikow ist besorgt über die Situation der Geflüchteten an der belarussisch-polnischen Grenze. „Sie werden bis zum letzten Moment bleiben, bis ihnen die Einreise in die Europäische Union erlaubt wird“, sagte der lutherische Geistliche aus Grodno in Belarus. Derzeit hofften dort nach seiner Schätzung noch rund 500 Erwachsene und 100 Kinder auf ihre Ausreise.

Seit Sommer 2021 lenkt der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko Menschen aus Krisengebieten in Richtung Europäische Union, um die Mitgliedstaaten unter Druck zu setzen. Die EU reagiert darauf mit Zurückweisungen und Abschottung. Was genau das belarussische Regime bezwecke, könne er nicht beantworten, sagte Tatarnikow. „Für uns zählt nur, dass die Menschen in einer schwierigen Lebenssituation sind. Sie kamen im Herbst in Sommerkleidung an, dann begann der Winter. Sie befinden sich in einer Situation, in der sie wirklich Hilfe brauchen.“

Bei den Migranten, mit denen Tatarnikow gesprochen hat, handelt es sich meist um Kurden aus dem Irak und Syrien. Sie hätten Angst zurückzukehren, da ihnen in ihrem Herkunftsland nach eigener Aussage die Todesstrafe droht. Die meisten wollten nach Deutschland, weil sie dort Verwandte hätten oder ein neues Leben beginnen wollten.
Zunächst hätten die Geflüchteten in Zelten direkt an der Grenze gelebt, aber als es kalt wurde, hätten die Behörden sie in einem Logistikzentrum mit Bio-Toiletten und einem provisorischen Bad untergebracht, berichtet der belarussische Pastor. „Natürlich ist dies trotzdem kein Ort, an dem Menschen und vor allem Kinder leben können.“ Viele hätten sich ihre eigenen Schlafplätze geschaffen, weil sie sonst mit Hunderten von Menschen im selben Raum untergebracht gewesen wären.

Weitere Hilfe erhalten die Menschen vom Roten Kreuz, der Kirche oder anderen Organisationen. Tatarnikow engagiert sich dort mit Ehrenamtlichen aus seiner Gemeinde. Sie bringen den Menschen Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleider und Geschenke für die Kinder.
Laut Tatarnikow würden die Helfer nicht an ihrer Arbeit gehindert: „Im Gegenteil, wir können nicht nur humanitäre Hilfe leisten, sondern auch bei der Verteilung der Hilfsgüter helfen.“ Er hoffe, dass die Politik eine Lösung für die Nöte der Migranten findet. „Und wir beten dafür, dass in der Kommunikation zwischen Vertretern unterschiedlicher politischer und wirtschaftlicher Ansichten der gesunde Menschenverstand siegt, der sich an den Menschen orientiert und nicht an den Interessen Einzelner. Das scheint mir das Wichtigste.“

Lothar Veit/epd

Spendenmöglichkeiten

Die Landeskirche Hannovers ist Menschen in Belarus seit Langem verbunden: Jährlich können sich Kinder aus der Region Tschernobyl bei Gastfamilien in Niedersachsen über die Ferien erholen. Landesbischof Ralf Meister war in der betroffenen Region zu Besuch und traf dabei, vermittelt über das Gustav-Adolf-Werk, auch Wladimir Tatarnikow, den Pastor der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Grodno, nahe an der Grenze zu Belarus.
Als sich die Situation der Geflüchteten an der polnisch-belarussischen Grenze verschärfte, wollten Mitglieder der Landeskirche Hannovers helfen und erfuhren, dass sich Pastor Wladimir Tatarnikow bereits für die Menschen, die quasi zwischen den Grenzen festhängen, einsetzt. Ende des Jahres 2021 überwies die Landeskirche 2.000 Euro für Lebensmittel und Hygieneartikel. Wer spenden möchte, kann das über das Konto des Gustav Adolf Werkes tun - damit das Geld bei Pastor Tatarnikow ankommt, kann in der Spendenbemerkung "Grodno" eingetragen werden.

Tschernobyl-Hilfe

Jedes Jahr (während der Corona-Pandemie eingeschränkt) kommen Kinder aus der atomar verstrahlten Region um Gomel nach Niedersachsen, um sich zu erholen und aufzutanken. Über das Haus kirchlicher Dienste besteht der Kontakt seit etwa 30 Jahren. Anfangs konnten 1.500 Kinder pro Jahr teilnehmen, mittlerweile sind Gasteltern gesucht.