Nehmann lebt seit 40 Jahren in Flegessen und ist im Vorstand der „Ideenwerkstatt Dorfzukunft“. Vor neun Jahren gründeten die Dorfbewohner den Verein. Ihr Ziel: das Leben auf dem Land attraktiv machen, Mobilitäts- und Versorgungsangebote schaffen und damit die Zukunftsfähigkeit ihrer Dörfer sichern.
Auslöser für das Engagement war 2012 die drohende Schließung der Grundschule. „Wir hatten Glück, unsere Schule blieb erhalten“, sagt Inse Brandes, die mit ihrer Familie in Flegessen einen landwirtschaftlichen Betrieb bewirtschaftet und sich für eine lebendige Dorfzukunft engagiert. Doch die Debatte um die Schulschließung habe die Dorfgemeinschaft aufgeschreckt. „Uns wurde klar, dass wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen wollen.“
Seitdem treffen sich die Dorfbewohner regelmäßig zu Veranstaltungen der Ideenwerkstatt. Mehr als 85 Projektideen sind mittlerweile entstanden, etliche bereits erfolgreich umgesetzt. Neben zahlreichen Vereinen gibt es unter anderem ein Hofcafé mit Veranstaltungsscheune, vier Chöre, ein Dorf-Kino, eine Imkerei sowie ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt im ehemaligen Pfarrhaus. Das dorfeigene „Süntelblatt“ informiert alle zwei Monate über Termine und aktuelle Ereignisse in den Dörfern, aufgestellte Stelen in den Ortschaften über die Historie der drei Dörfer. Im vergangenen Sommer luden die Dorfbewohner zu einem Folk-Festival auf das Pfarrhausgelände ein.
Stolz sind sie in Flegessen auf ihr „Süntellädchen“, einen Dorfladen mit regionalem Bioangebot. Kartoffeln, Weine, Kosmetik, Müsli - das Angebot lässt keine Wünsche offen. 250.000 Euro haben Grundstückserwerb und Bau des achteckigen Geschäfts gekostet. 180.000 Euro wurden über einen Kredit finanziert, 80.000 Euro im Dorf gesammelt.