epd: Auf der anderen Seite möchten immer mehr Menschen mit einer schlichten Steinplatte unter dem grünen Rasen bestattet werden, um den Angehörigen keine Arbeit zu machen. Ist das aus Ihrer Sicht ein Problem oder eine Chance?
Benhöfer: Die sogenannten Rasengräber bringen einen ganz wichtigen sozialen Trend zum Ausdruck: Ich kann nicht erwarten, dass meine Hinterbliebenen noch in der Lage sein werden, mein Grab zu pflegen - weil zum Beispiel meine Kinder 300 Kilometer von mir entfernt leben. Das müssen wir einfach zur Kenntnis nehmen. Also müssen wir pflegefreie Grabangebote machen. Das Rasengrab ist ästhetisch das allerunterste Niveau. Zugleich ist es unter ökologischen Gesichtspunkten auch unterstes Niveau. Unter Asphalt wäre noch unökologischer, aber Rasen ist nicht viel besser.
epd: Was schlagen Sie vor?
Benhöfer: Wir müssen interessante, auch ästhetisch ansprechende Modelle finden, um den Menschen die Sorge um die Pflege ihres Grabes abzunehmen. Dafür gibt es viele gute Beispiele, für die wir sehr werben. Warum nicht eine blühende Wiese? Oder ein schönes Staudenbeet? Das hat, wenn es gut gemacht ist, keinen höheren Pflegeaufwand als ein Rasengrab.
epd: Gibt es so etwas wie gärtnerische Trends?
Benhöfer: Die laufen sehr weit auseinander. Das Interesse von Gärtnereien ist es, möglichst Blumen oder Pflanzen anzubieten, die im wirtschaftlichen Interesse des Verkäufers liegen. Wir nennen das Wegwerfpflanzen. Wir wünschen uns, dass die Friedhofsgärtnereien viel stärker auf mehrjährige Stauden setzen, die auch noch einen Wert für Insekten haben.
epd: Friedhöfe können also zugleich neuen Lebensraum bieten?
Benhöfer: Wer als Friedhofsträger die Ansprüche seiner Nutzergruppen nach Naturnähe ernst nimmt, wird damit automatisch auch der bedrohten Artenvielfalt dienen. Wenn eine naturnahe Entwicklung eines Friedhofs in regelmäßiger Kommunikation mit den Nutzern und den Bestattern, den Friedhofsgärtnern und den Steinmetzen geschieht, kann daraus ein wirklich nachhaltiger Friedhof entstehen, der dem sozialen Anspruch und auch dem Verkündigungsauftrag der Kirche nachkommt, der ökologisch aufgewertet wird und dadurch ökonomisch funktioniert.
epd-Interview: Lothar Veit