Startseite Archiv Tagesthema vom 04. August 2021

Die Explosion in Beirut - ein Jahr danach

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Ein Jahr nach der verheerenden Explosion am Hafen von Beirut hat der hannoversche Landesbischof Ralf Meister zur Unterstützung der Menschen im Libanon und der syrischen Flüchtlinge in dem Land aufgerufen. „Es ist kaum erträglich, welche Not die Menschen dieses so kleinen Landes ertragen müssen“, sagte Meister am Freitag in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Vom einstigen Hoffnungsort für die Kriegsflüchtlinge aus Syrien ist der Libanon selbst zu einem Schauplatz tiefer Verzweiflung geworden: Krieg, Pandemie, Wirtschaft und Politik von Korruption zermürbt.“

Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers hatte Ende Juni eine Spendenaktion für Kinder und Jugendliche gestartet, die aus Syrien in den Libanon geflüchtet sind. Sie möchte damit Gutscheine finanzieren, mit denen sich die Flüchtlingsfamilien mit dem Nötigsten versorgen könnten. Dabei arbeitet sie mit Partnern aus der Evangelischen Kirche in Syrien und Libanon (NESSL) zusammen. „Wir bleiben eng an der Seite unserer Schwestern und Brüder im Libanon“, sagte der evangelische Landesbischof: „Sie haben jede Hilfe bitter nötig.“

Spenden sind den Angaben zufolge über ein eigens eingerichtetes Online-Tool unter „Libanonhilfe.Landeskirche-Hannovers.de“ möglich. Bisher hätten sich neben Einzelpersonen auch Konfirmandengruppen beteiligt und die Kollekte ihrer Konfirmationsgottesdienste gespendet, sagte Kirchensprecherin Rebekka Neander.

Am 4. August 2020 war es auf dem Hafengelände von Beirut zu einer massiven Detonation gekommen, die das Zentrum der Stadt verwüstete und noch mehrere Kilometer weiter Gebäude beschädigte. Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben. Grund für die Explosion waren rund 2.700 Tonnen Ammoniumnitrat, die jahrelang offenbar mit dem Wissen von Regierungsmitgliedern ungesichert im Hafen lagerten. Niemand wurde bislang zur Verantwortung gezogen.

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen

Angesichts der Wirtschaftskrise im Libanon fordern Hilfsorganisationen mehr Unterstützung für die Bevölkerung. Der Entwicklungsberater Fadi Riachi hingegen plädiert für Sanktionen gegen die Elite - auch wenn das die Not erstmal vergrößern würde.

Berlin (epd). Ein Jahr nach der verheerenden Explosion am Hafen von Beirut ist die Lage im Libanon nach Worten des Entwicklungsberaters Fadi Riachi hoffnungslos. Das Land werde von der politischen Klasse «geplündert» und die Menschen hätten die Hoffnung verloren, sagte der Leiter des Beratungsunternehmens Bridges-Josour für lokale Entwicklung in einem Beitrag für epd video. Deshalb müsse die internationale Staatengemeinschaft einschreiten und harte Sanktionen gegen die korrupte Führung des Landes verhängen in der Art, wie sie einst gegen den Apartheidstaat Südafrika vorgegangen ist.

Die Explosion auf dem Hafengelände von Beirut vor einem Jahr hat den Libanon endgültig ins Elend gestürzt. Nach Angaben der Weltbank leben mehr als die Hälfte der rund fünf Millionen Menschen in dem Land in Armut. Libanesinnen und Libanesen, deren Gehälter in der Landeswährung (Libanesisches Pfund) ausgezahlt werden, leiden unter einer rasanten Geldentwertung. So gaben Ende 2020 den Angaben nach etwa 41 Prozent der Haushalte an, Probleme zu haben, an Essen zu kommen.

Bei Weizen lag laut Welternährungsprogramm der Durchschnittspreis zwischen März und Mai 2021 etwa 50 Prozent höher als in den drei Monaten davor. Auch Wasser in Flaschen wird immer teurer, sauberes Leitungswasser ist rar. Regelmäßig fällt der Strom aus, weil der Nachschub an Treibstoff nicht gesichert ist, ebenso wenig die Wartung der Kraftwerke.

Riachi, der seit mehr als 30 Jahren Staaten und Organisationen wie die Weltbank bei Projekten in der arabischen Welt berät, räumte ein, dass bei Sanktionen die Bevölkerung zunächst mehr leiden werde. Aber die Menschen seien dazu bereit, wenn damit das Ende der politischen Klasse eingeläutet werde, die alles für den Machterhalt tue. Er äußerte sich zuversichtlich, dass, sobald der politische Stillstand beendet würde, das Land wieder wirtschaftlich aufsteigt.

Derweil forderte die Hilfsorganisation Care mehr Unterstützung für die notleidenden Menschen im Libanon. «Wir fordern internationale Geber dringend dazu auf, das libanesische Volk mit ausreichend finanziellen Mitteln zu unterstützen», sagte der Libanon-Direktor der Organisation, Bujar Hoxha, mit Blick auf eine internationale Geberkonferenz am 4. August.

epd

Spendenaktion der Landeskirche

Online-Spenden für Flüchtlingskinder

Berlin (epd). Die verheerende Explosion auf dem Hafengelände von Beirut vor einem Jahr hat den Libanon endgültig ins Elend gestürzt. Auch wenn das Land wegen einer seit Jahren andauernden Wirtschaftskrise und der Corona-Pandemie schon extrem belastet war, brachte die Detonation vom 4. August einen neuen Tiefpunkt. Mehr als 200 Menschen starben, rund 300.000 verloren ihr Zuhause.

Nach Angaben der Weltbank leben mehr als die Hälfte der rund fünf Millionen Menschen in dem Land in Armut. Libanesinnen und Libanesen, deren Gehälter in der Landeswährung (Libanesisches Pfund) ausgezahlt werden, leiden unter einer rasanten Geldentwertung. So gaben Ende 2020 den Angaben nach etwa 41 Prozent der Haushalte an, Probleme zu haben, an Essen zu kommen.

Bei Weizen lag laut Welternährungsprogramm der Durchschnittspreis zwischen März und Mai 2021 etwa 50 Prozent höher als in den drei Monaten davor. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war er sogar um 219 Prozent angestiegen. Auch Wasser in Flaschen wird immer teurer, sauberes Leitungswasser ist rar.

Regelmäßig fällt der Strom aus, weil der Nachschub an Treibstoff nicht gesichert ist, ebenso wenig die Wartung der Kraftwerke. Private Stromgeneratoren können wegen der Dieselknappheit oft nicht betrieben werden.

Der Libanon hat zudem bis zu 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen, die unter besonders starker Existenznot leiden.

Die Explosion hat aber auch die Hoffnung vieler Menschen auf eine bessere Zukunft zerstört: Denn die verantwortlichen Politiker haben offenbar seit Jahren gewusst, dass 2.700 Tonnen Ammoniumnitrat ungesichert am Hafen lagen. Wegen der korrupten politischen Klasse wird der Libanon spöttisch als Kleptokratie bezeichnet. Nun hat die Führung des Landes auch Hunderte Tote auf dem Gewissen.

epd