Startseite Archiv Tagesthema vom 19. Januar 2021

How to... Telefonandachten

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In der Nähe bleiben, aber möglichst kontaktlos – das ist der Spagat, den Gemeinden gerade versuchen. Eine Möglichkeit, die beim ersten rein digitalen Medientag der Landeskirche Hannovers großen Anklang fand, ist die Telefonandacht. Die einzurichten, ist nicht schwierig.

„Was für eine grandiose Idee“, „Super Lösung!“, „Ich bin sehr daran interessiert“, „Ich auch!“ – was Haupt- und Ehrenamtliche im Zoom-Chat während des Medientags der Landeskirche so begeisterte, waren die Telefonandachten, die einige Gemeinden während der Corona-Pandemie entwickelt haben. „Bei Anruf Andacht“ nennt es sich etwa im Kirchenkreis Leine-Solling: „Man wählt die Nummer (05551) 4064264 und statt eines Anrufbeantworters hört man eine von Vikaren, Pastoren und Pastorinnen eingesprochene Andacht“, erklärt Superintendent Jan von Lingen.
100 bis 120 Menschen rufen nach seinen Worten pro Woche an. „Die Rückmeldungen loben, dass das Angebot rund um die Uhr und ohne Internet erreichbar ist“, ergänzt Vikar Tim Köppen, der für die Technik zuständig ist. „Ich kann mir gut vorstellen, dass es ein beständiges Angebot bleibt, da es eine weitere Lücke schließt.“

Es ist nicht die einzige Region, die auf diese Idee gekommen ist. „Zu Weihnachten hatten wir sogar eine 15-minütige Andacht aufgespielt“, sagt Pastorin Svenja Kluth aus Moisburg. „Es ist wirklich kein Hexenwerk: Mit einer Sprachrekorder-App auf dem Handy nehme ich mich auf - mit einem externen Mikro wird es noch besser, es reicht aber auch ohne. Diese Datei im mp3-Format lade ich dann auf den Internet-Router, bei uns eine Fritzbox 7490. Auf der muss die Funktion „Nur Ansage“ aktiviert sein, also ohne „Nachricht hinterlassen“. Fertig. Es braucht insgesamt nur halbwegs moderne Geräte, der Aufwand ist wirklich nicht groß.“ Kleiner Nachteil: wenn sich im Moment des Anrufs bereits jemand anderes die Andacht anhört, ertönt das Besetzt-Zeichen und man muss einen Moment warten.

Wer keine solche Ausrüstung hat, kann auch den Online-Anrufbeantworter eines Internetanbieters in Anspruch nehmen. „Das kostet bei ,Placetel‘ zum Beispiel drei Euro im Monat – dafür sind dort auch solche Spielereien möglich, wie: ,Für eine Andacht drücken Sie die 1. Für einen Segen drücken Sie die 2‘“, sagt Kluth. Auch bei diesem Weg müsse einfach eine mp3-Datei hochgeladen werden.

„In größeren Gemeinden gibt es aber vielleicht sogar eine Telefonanlage, das wäre die dritte Möglichkeit“, ergänzt die Pastorin. „Da muss man individuell gucken, wie zeitgesteuerte Ansagen eingesprochen werden können.“ 

Sie möchte ermutigen, sich diese Möglichkeiten einmal anzusehen. „Wir erreichen pro Woche etwa 70-100 Menschen“, sagt die Pastorin. „Das zeigt, denke ich, den Bedarf. Manche wollen in der Pandemie-Situation nicht in den Gottesdienst gehen und rufen lieber an. Manche sagen, es tue einfach gut, eine Stimme zu hören.“ Sie bemerkt eine gewagchsene Einsamkeit durch Corona: „Das sehe ich auch an den Uhrzeiten, zu denen Menschen anrufen. Wenn mitten in der Nacht diese Nummer gewählt wird, dann frage ich mich schon: Was ist da gerade los? Gerade für Ältere erscheint mir das Anrufen eine gute Möglichkeit, nicht auf alles verzichten zu müssen.“ 

Den Kontakt halten und geistliche Angebote machen, die coronakonform sind – diese Überlegungen bewegen viele Gemeinden. „Bisher kamen die Menschen zu uns, das ist nicht mehr so“, sagt Svenja Kluth. „Wir müssen aktiver werden. Dabei muss aber nicht jeder alles machen – ein Blick ins Umfeld lohnt sich.“ In ihrer dörflich geprägten Gemeinde sei ein eigener Online-Gottesdienst nach ihren Worten „verschenkt“, diese Arbeit müsse sich eine kleine Gemeinde nicht machen. „Das können andere um uns herum ganz wunderbar, da verweise ich gern hin.“ Sie selbst hat bereits in der Passions- und Adventszeit tägliche Impulse über das Nachrichten-Programm WhatsApp verschickt. „Das kam gut an bei den 45- bis 80-Jährigen.“

Hinzu kommen Segen und Andachten auf Zetteln zum Mitnehmen oder eben auf dem Anrufbeantworter. Zu Weihnachten bauten sie ein lebensgroßes Krippenspiel auf, das per Fußpedal zum Sprechen gebracht werden konnte. „Und wir hatten Weihnachtskugeln zum Selbstbefüllen, die gut ankamen. Ich denke, es sind einfach mehr mediale Kanäle geworden – sie sinnvoll zu nutzen und sich dabei nicht zu überlasten ist die Herausforderung.“

Tipps und Hilfe können Kirchengemeinden übrigens auch kostenlos beim Team der Evangelischen Medienarbeit der Landeskirche bekommen. 

Christine Warnecke / Themenraum der Landeskirche Hannovers