Indian Summer im Reinhardswald. Wer über den schmalen Waldweg von Dransfeld nach Bursfelde im Landkreis Göttingen fährt, gleitet durch einen herbstlichen Tunnel in leuchtendem Orange-Rot. In dem 40-Seelen-Ort angekommen, öffnet sich der Blick auf stattliche Mauern: das evangelische Kloster Bursfelde, ehemalige Benediktinerabtei aus dem Jahr 1093. Das 300 Hektar große Klostergut mit seiner romanischen Kirche ist an diesem Wochenende fest in der Hand von zwölf jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 27 Jahren. Sie sind aus vielen Orten Deutschlands ins Weserbergland gekommen.
Neun Monate bilden sie eine Gemeinschaft, eine ökumenische "Kommunität auf Zeit". Sie möchten Kraft schöpfen aus der Spiritualität des Klosters. Gemeinsam beten sie, schweigen, arbeiten, essen, reden, singen und lachen - geeint auf der Suche nach ihrem Glauben im Alltag. Einer von ihnen ist Rumen Grabow. Der Greifswalder zog nach seinem Abitur ins Wendland, um dort eine Bäckerlehre zu beginnen. "Ich pendelte immer nur zwischen der Arbeit und meinem Zuhause und wusste: Es fehlt etwas. Ich sehne mich danach, mit anderen über tiefere Themen zu sprechen, zum Beispiel die Frage, wie ich zu Gott stehe", erzählt der 19-Jährige. "Das Klosterprojekt kam wie gerufen."