Startseite Archiv Tagesthema vom 11. Oktober 2020

Einfach Gott nachspüren

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Andacht zum 18. Sonntag nach Trinitatis

Bei jedem Schritt rascheln die Herbstblätter unter meinen Stiefeln. Die Blätter sind gelb mit roten, braunen und grünen Sprenkeln. Ich ziehe den Reißverschluss meiner Jacke weiter hoch und atme tief ein. Herrlich, wie der Wald nach Herbst riecht. Nach Erde, nach den letzten Blumenblüten und nach klarer Luft.

Mein Hund Toni springt einem Stock nach und freut sich, als er ihn gefunden hat. Wir schlendern den Weg entlang und ich bin froh, dass ich mir Zeit für diesen Spaziergang genommen habe. Im Sommer war ich viel draußen. Jetzt, wo die Tage kürzer werden und das Wetter ungemütlicher, da bleibe ich eher am Schreibtisch sitzen.

Dabei tut es mir gut rauszukommen. Mit jedem Schritt bewegen sich auch meine Gedanken und Festgefahrenes löst sich. Obwohl hier im Wald weit und breit niemand zu sehen ist, fühle ich mich begleitet. Es gibt so Momente, wenn ich ganz bei mir bin. Dann spüre ich, dass da noch jemand ist.

Während ich meinen Gedanken nachhänge, fängt es an zu nieseln. Das Rascheln der Blätter wird weicher, dafür kommen die Farben noch stärker zum Leuchten. Meine Schritte werden schneller.

Pitschnass schließe ich die Tür zu meiner Wohnung auf. Der Hund drängelt sich an mir vorbei und schüttelt sich im Flur trocken. Überall sind Wasserspritzer, auf dem Boden und an den Wänden. Na toll. Da muss ich lachen. Ich kann jetzt nicht wütend werden, möchte das warme Gefühl im Herzen noch bewahren. Also rubbel ich den Hund und mich trocken. Setze mich in die Küche und während das Teewasser kocht zünde ich eine Kerze an.

Noch eine Weile möchte ich einfach dasitzen und Gott nachspüren.
Mose hat schon Recht, wenn er sagt: „Es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.“ (5. Mose 30,14)
Gott ist ja da, bei mir und bei dir.

Manchmal vergesse ich das, weil es so viel Anderes gibt, an das ich denke. Und das klappt auch nicht immer. Manchmal suche ich Gott und kann ihn nicht finden. Aber es gibt sie, die gesegneten Momente, in denen ich sicher bin, dass Gott bei mir ist. Für mich riechen sie nach Wald und rascheln wie Herbstlaub.

Anne Schrader

Der Bibeltext

Denn das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern.

Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: Wer will für uns in den Himmel fahren und es uns holen, dass wir's hören und tun?

Es ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen, dass wir's hören und tun?

Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.

5. Mose 30, 11-14

Die Autorin