Startseite Archiv Tagesthema vom 22. Juli 2020

Ferienspaß im Corona-Sommer

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„Hallo, willkommen zu den Nachrichten!“ verkündet das Mädchen mit den langen Haaren auf seinem Bett sitzend stolz in die Kamera. „Morgen soll es gutes Wetter geben, 25 Grad - darum brauchen alle einen Pool!“

Ein anderes Mädchen, mit rotem Kleid und passenden Blumen in den Haaren, hat Sonne und Wolken auf Papier gemalt und im Garten an eine Leine gehängt. Mit einem Stock als Mikrofon in der Hand erklärt sie: „In den Ferien erwartet uns viel Sonne, viele heiße Tage. Bis bald!“

Es ist Sommer 2020 - die Corona-Pandemie hält an, Großveranstaltungen und Freizeiten sind seit Monaten abgesagt, die Diskussionen um Abstands- und Hygieneregeln gehen weiter. Und trotzdem werden diese Ferien bunt: seitdem Lockerungen gelten, haben hunderte Haupt- und Ehrenamtliche auch aus den Kirchen Corona-konforme Ferienprogramme auf die Beine gestellt. Und sie werden angenommen.

Von fröhlichen Ferien zeugen etwa die beiden Mädchen in den Videos, die das Familien-Bildungszentrum (FaBi) Uelzen in den letzten Tagen erreicht haben. Auf der Facebook-Seite finden sich noch mehr Filme und Fotos von Kindern, die malen, basteln, backen, tanzen oder sich eben als Sprecher*innen von positiven Nachrichten üben. Täglich werden es mehr – es sind die „Lösungen“ für die Aufgaben, die Familien vom FaBi in den Ferien gestellt bekommen: die „Sommerferien-Challenge“. Wer Lust hat, kann sich auf der Webseite des FaBi Uelzen anmelden, Punkte sammeln und am Ende sogar Preise gewinnen.

Anders, als man vielleicht zunächst annehmen mag, gibt es trotz Corona-Pandemie eine ganze Reihe von Angeboten und Aktivitäten in den Ferien. Viele Kirchenkreise und Organisationen haben ihre Pläne umgestellt und angepasst. Statt großer, mehrtägiger Freizeiten ins Ausland finden vielerorts Aktionen in kleineren Gruppen vor Ort statt. Die Bandbreite ist groß: beispielsweise von Batiken, Feuerspucken und Boomerang-Bauen in Hildesheim, Kanu fahren, klettern und Freundschaftsarmbänder knüpfen in Walsrode bis zum Besuch einer Pommes-Manufaktur, pilgern und Filme drehen in Osnabrück. Und die Jugend im Kreis Leine-Solling plant noch ihr "Sommerspektakel". Ein Blick auf die Seiten der Gemeinden lohnt sich.

Außerdem plant die Urlaubsseelsorge wieder die „Seelsorge im Strandkorb“, Gute-Nacht-Geschichten am Lagerfeuer mit Stockbrot und „Kirche-to-go“-Tüten mit Bastel-Ideen, Geschichten und Andachten. Und die Jugendherbergen in Niedersachsen wollen Familien entlasten: durch kurzfristig organisierte Freizeiten an 14 Standorten, wie Fußballcamp, Kletterkurs, Wildnis-Abenteuern oder einem Englisch-Camp.

Für Spiel und Spaß ist also gesorgt - so sieht es auch Janna Eckert (29), Kirchenkreisjugendwartin aus Osterholz-Scharmbeck, die das Ferienprogramm mitgeplant hat. Für sie war es quasi die erste Amtshandlung, erzählt sie im Interview.

Frau Eckert, die Sommerferien sind gestartet und mit ihren Freizeiten oft Highlights im Jahr für Kinder und Jugendliche. Im Frühjahr wurden viele Veranstaltungen abgesagt, nun ist aber doch wieder einiges möglich. Wie nehmen Sie die Stimmung in Ihrem Kirchenkreis wahr?

Eckert: „Inzwischen ist die Stimmung wieder gut und freudig. Als die Absagen aber im Frühjahr bekannt wurden, waren viele natürlich traurig und es war ja auch sehr schade, weil schon viel Arbeit in die Vorbereitungen und Planungen gesteckt wurde. Wir hätten zum Beispiel Gruppen nach Spanien oder Schweden geschickt, das wird schon weit im Voraus geplant.“

Noch ist die Pandemie aber nicht vorbei. Ferien und Corona – wie passt das in diesem Jahr zusammen?

Eckert: „Vor allem dadurch, dass nun vieles vor Ort und in kleineren Gruppen stattfindet. Es geht meist um einige Stunden der Beschäftigung, manchmal auch eine Übernachtung. Und wir lassen so viel wie möglich draußen stattfinden. Für jede Veranstaltung braucht es auch ein Hygienekonzept – das ist viel Arbeit, aber wir sind froh, dass wir relativ kurzfristig noch ein spannendes Programm vor Ort zusammenstellen konnten. Nach der Zeit der Unsicherheit, in der wir nicht gut planen konnten, weil es immer wieder neue Verordnungen gab, scheint jetzt fröhlichen Ferien nichts mehr im Weg zu stehen.“

Was sind Ihre Erwartungen an diesen Sommer?

Eckert: „Ich wünsche den Kindern und Jugendlichen natürlich schöne, erholsame und bunte Ferien. Ich denke, sie haben die Chance, den Kirchenkreis und ihre Umgebung gut kennenzulernen, sei es zum Beispiel mit der Radtour durch die Gemeinden: an jedem Gemeindehaus wartet eine Box mit Stickern, die man beim Abfahren der Route sammeln darf. Es ist die Einladung, hinauszugehen und zu entdecken, was man alles in der Region tun kann – dass es nicht immer die großen Reisen mit dem Flugzeug braucht. Und vielleicht ist Corona insofern ein kleiner Vorteil: wir haben jetzt sogar zahlenmäßig mehr Angebote, als vorher geplant waren. Vielleicht ist da für noch mehr Kinder und Jugendliche etwas Spannendes dabei.“

Sie persönlich sind erst seit dem 1. Mai Jugendwartin und musste sich dann gleich mit einer Ausnahme-Situation und immer neuen Verordnungen befassen. Wie war der Berufsstart für Sie?

Eckert: „Aufregend natürlich und anders als erwartet – aber unter diesen Voraussetzungen trotzdem gut. Es brauchte viel Kommunikation und Absprachen, da wurde ich gleich tief mit „reingezogen“ in die Arbeit. Nun haben wir ein Programm erarbeitet, an dem über 80 Diakon*innen, Teamer*innen und andere Helfer*innen beteiligt sein werden – es ist toll zu sehen, was wir in nur wenigen Wochen auf die Beine gestellt haben!“

Christine Warnecke