„Guck mal, von welcher Adresse aus ich Dir schreibe“ – diese frohe Botschaft musste Heike Schünemann-Bagusch „ihrem“ Pastor Fabian Gartmann sofort übermitteln. Gemeint war die evlka.de-Endung der E-Mail-Adresse; Insider wissen, dass sie zu Angestellten der hannoverschen Landeskirche gehört. Als Gartmann die 35-Jährige in sein Kinderkirchen-Team holte, ahnte er nicht, dass sie gar nicht getauft war und folglich kein Kirchenmitglied. Fast wäre es dabei geblieben, wenn nicht die seinerzeit vierjährige Tochter Annalena sanften Druck ausgeübt hätte.
Doch der Reihe nach: Heike Schünemann-Bagusch ist auf reichlich verschlungenen Wegen nach Isernhagen gekommen. Aufgewachsen in Staßfurt in Sachsen-Anhalt hatte sie keine Berührungspunkte mit Religion und Kirche – wie so viele im Osten. „Ich habe es nicht vermisst, ich kannte es ja nicht.“ Zu der Zeit hatte ihr späterer Mann, der aus Isernhagen stammt, schon die übliche westdeutsch-evangelische Sozialisation durchlaufen: Taufe im Säuglingsalter, Konfirmandenunterricht, Konfirmation. Als er dann später in Berlin lebte, trat er aus der Kirche aus.
Das Paar kennt sich schon aus Staßfurter Schulzeiten. Felix war als Jugendlicher dorthin gezogen, beide spielten – wenn auch nicht gleichzeitig – im Schülertheater des Dr.-Frank-Gymnasiums. Heike wollte die Bühne zum Beruf machen und absolvierte den Magister-Studiengang Theaterwissenschaften in Leipzig. „Ich wollte in die Dramaturgie gehen. Wie kann man alten Stücken Leben einhauchen und sie ins Heute übertragen? Das fand ich spannend.“ Ihr Zukünftiger hatte derweil eine Beamtenlaufbahn eingeschlagen. Als sie 2009 das Studium abschloss, war sie schwanger. „Der Plan war: Mein Mann mit seinem sicheren Job bleibt zu Hause und ich starte durch.“
Erneut klopfte die frisch gebackene Theaterfachfrau in Berlin an. Eine Berufsberaterin desillusionierte sie: „Haben Sie denn irgendwelche Beziehungen? Sonst kommen sie nicht ans Theater.“ Auf jahrelange unbezahlte Praktika hatte Heike Bagusch keine Lust.
Aufs Heiraten hingegen schon, gern auch kirchlich. 2008 in Leipzig wurde das ein ernsthaftes Thema, doch dazu hätte wenigstens einer der beiden in der Kirche sein müssen. Da dies für die Ostdeutsche völliges Neuland war, dachte ihr Partner über den Wiedereintritt nach. Doch der Pfarrer in Leipzig verlangte von ihm, sich vor der Gemeinde öffentlich zu erklären. Das war ihm dann doch zu übergriffig. Man fand einen freien Theologen, der die feierliche Zeremonie in der Kapelle des Rittergutes Brüggen bei Hildesheim vollzog. „Für unsere Zwecke war das perfekt“, erzählt Heike Schünemann-Bagusch, „damit war das Thema Wiedereintritt erstmal wieder durch.“
Akut wurde es erneut, als die junge Familie in die alte Heimat des Ehemannes, nach Isernhagen, gezogen war.