Die Mischung ist brisant: Viele Eltern arbeiten von zu Hause, die meisten eher ungewollt und folglich ungeübt darin. Wie man sich in den eigenen vier Wänden beruflichen Aufgaben strukturiert zuwendet und angemessen mit Kollegen und Kunden kommuniziert: für viele ist das ein Experimentierfeld. Und dann noch das: Kitas und Schulen sind geschlossen, die Kinder ohne Kontakt zu Gleichaltrigen und ohne pädagogische Inhalte. Und das bei wechselhaftem Frühlingswetter - aktuell sogar mit Schneegestöber. Wer in einer überschaubaren Stadtwohnung ohne Garten wohnt, muss im Augenblick und unter diesen Umständen wohl nicht selten Höchstleistungen vollbringen, um den Lagerkoller zu vermeiden.
Die Frankfurter Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Dr. med. Susanne Schlüter-Müller, ist sich dieser Belastungen bewusst - und bleibt gleichwohl optimistisch. "Meiner Erfahrung nach ist es momentan so, dass die Kinder, die ja heute sehr viel unterwegs sind, von Fremden betreut werden und oft auch viel Stress erleben, es gerade sehr genießen, dass sie mehr zuhause sein dürfen", sagt Schlüter-Müller in einem Interview auf der Website des Kinderhilfswerkes UNICEF. "Umso mehr, wenn die Eltern die Zeit und Möglichkeiten haben, ihre Kinder etwa beim Basteln anzuleiten, ihnen vorzulesen, mit ihnen zu spielen oder sie in die Aufgaben im Haushalt einzubinden, etwa beim Tischdecken oder Blumengießen."