Startseite Archiv Tagesthema vom 01. März 2020

Glaube funktioniert nicht. Glaube wirkt.

Die vollständige Darstellung von Archivmeldungen befindet sich noch im Aufbau. Schauen Sie in Kürze noch mal vorbei!

Andacht zum Sonntag Invocavit

Der Mann, der vor mir sitzt, ist von einem Schlaganfall gezeichnet. Ein paarmal sagt er in unserm Gespräch „Ich will ja nicht klagen“. Aber dann tut er es doch. 

So alt wollte ich gar nicht werden.

So wollte ich nicht alt werden.

Warum lässt Gott das zu?

Man sagt doch immer, Gott kann alles. Warum lässt er dann all das Unglück zu? Und das mit Hitler? 

Und warum muss ich so krank sein? Das ist doch kein lieber Gott…

Warum?

Wenn es Gott gibt, warum kann man das so oft nicht merken?

Glaube funktioniert nicht so einfach. Glaube funktioniert nicht.

Einer, der diese Glaubenserfahrung durchdekliniert, ist Jesus Christus. Jesus zieht sich zurück. Er geht in die Wüste. Er meditiert, sucht seine Mitte. Er betet und fastet. Er konzentriert sich auf sich selbst und seinen weiteren Weg. Entzieht sich anderen Menschen, ihren Ideen und Stimmen. Und plötzlich hört er eine neue Stimme. Und der Versucher trat zu ihm und sprach ihn an. Der Teufel tritt auf den Plan. Der Diabolos, der Durcheinanderwerfer. Er versucht, Jesus durcheinanderzuwirbeln. Und er trifft ihn im Kern. Mit drei Versuchungen. 

Jesus will Gott nicht versuchen. 

»Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.« hält er dem Teufel entgegen. 

Alles Bitten, alles Beten steht unter der Voraussetzung: Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Gott herauszufordern ist ein teuflisches Spiel. Jesus glaubt anders, Jesus lebt anders: Nicht wie ich will, sondern wie du willst… betet Jesus im Garten Getsemaneh. In den kommenden Wochen werden wir wieder davon hören, wie Jesus diesen Weg bis ans Kreuz gegangen ist. 

»Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« Es gibt nur diesen einen Gott. Vater unser. Und sein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit. Schon immer und für immer. 

Da verließ ihn der Teufel.

Glaube funktioniert nicht. Glaube wirkt. Dann, wenn alles durcheinander ist. Wenn der Durcheinanderwerfer sich meldet und uns in Frage stellt: Wer bist Du? Ein Kind Gottes?

Das nagt an uns. Und spielt mit unseren Sehnsüchten. Nach Lösungen. Nach Gottes Liebe. Nach Anerkennung, vielleicht Macht.

Jesus kennt das. Wir beten es mit seinen Worten: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Glaube ist die Kraft, die uns hindurchträgt durch das Durcheinander. Glaube schützt uns nicht vor dem Durcheinander, aber in dem Durcheinander. So gehalten und gestärkt können wir dem Durcheinderwerfer direkt in die Augen gucken und sagen: Weg mit Dir!

Amen.

Der Bibeltext

Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat herzu und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben (5. Mose 8,3): »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.« Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben (Psalm 91,11-12): »Er wird seinen Engeln für dich Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben (5. Mose 6,16): »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.« Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben (5. Mose 6,13): »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel herzu und dienten ihm.

Matthäusevangelium 4,1-11

Der Autor