Was aber, wenn mir etwas nicht gefällt – und es trotzdem zu meiner Welt gehört? Manchmal verstumme ich dann. Wortpause. Was mir nicht gefällt, das sage ich einfach nicht laut. Denn was ich nicht sage, das bleibt ja wohl hoffentlich vor der Tür. Oder ich steigere meine Wörteranzahl. Erkläre, rechtfertige, drehe und wende alles bis das, was mir nicht gefällt, irgendwie doch in meine Welt passt. Nicht richtig gut, aber erträglich. Dann ist alles nicht so schlimm. Dann war es ja gar nicht so gemeint. Das ist ja auch schwierig. Und sowieso: Die anderen machen das doch auch so!
Und während ich noch schweige oder mich um Kopf und Kragen rede, kenne ich doch die Wahrheit, die mir nicht gefällt und die trotzdem zu meinem Leben gehört. Ich weiß um die Endlichkeit des Lebens, um meine Schuld und manche Ungerechtigkeit. Ich spüre, wie erleichternd es wäre, die Wahrheit zu sagen. Alles auf den Tisch zu legen. Denn erst wenn alles auf dem Tisch liegt, kann ich mich dazu verhalten. Ich weiß das – und scheue mich trotzdem. Weil die Wahrheit, die Wirklichkeit manchmal so verdammt hart und ungerecht ist. Weil ich ahne, dass es auch unangenehme Folgen haben kann, wenn ich klar Stellung beziehe.