Die Musik ist laut, brüllend laut. Und gar nicht weihnachtlich. Gitarre, Bass und Drums machen ordentlich Betrieb, blaue Lichteffekte erhellen den gewaltigen, langgezogenen Raum im Hannover Congress Centrum (HCC). Für den älteren Herrn mit Hut ist die Szenerie ganz offensichtlich ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk: Mit der rechten Hand klopft er rhythmisch auf seine abgewetzte Lederhose. Sein Nachbar sitzt im Rollstuhl, der rechte Unterschenkel ist amputiert. Auch er lauscht ergriffen, wippt lautlos mit dem Kopf, öffnet nur ab und an die Augen. Als der Song endet, klatscht er begeistert mit den Händen über dem Kopf Beifall.
Ein Konzert als zahlende Gäste liegt für die beiden in weiter Ferne. Aber so geht es vielen auf der „Weihnachtsfeier für Bedürftige“. Und genau deshalb spielt die Band „Fury in the Slaughterhouse“ Hits wie „Won’t forget these days“ ohne Gage - einige Bandmitglieder engagieren sich seit Jahren für die Weihnachtsfeier, genau wie viele hundert Ehrenamtliche. Sie bieten mit der Hilfe von vielen Sponsoren für einige Stunden Musik und ein leckeres Festessen. Und sie erfüllen andere, ganz alltägliche Bedürfnisse: Friseurinnen und Friseure schneiden kostenlos Haare. In einer riesigen Kleiderkammer sind auf Tischen bergeweise sortierte Klamotten zu finden. Ein lokaler Anbieter von Obst und Gemüse verteilt kistenweise kostenlos Essen. Und an den Tischen im Saal, wo die Musiker viele glückliche Zuhörer finden, laufen Handpuppenspieler umher und kümmern sich um jene, denen Tränen der Begeisterung und Rührung die Wangen herunterlaufen.