"Fake" - früher war auch nicht alles wahr
Kennen Sie den „Welfischen Schwan“? Unter diesem Beinamen wurde die Hannoveranerin Julie Schrader (1881 – 1938) bekannt. Sie stand für Werke wie „Links am Paradies entlang“ oder „Pusteblümchens Moritaten“. Die Bücher erreichten in den 1960-er Jahren eine Auflage von über einer Million. Aber Julie Schrader hat sie nie geschrieben – erläutert Peter Köhler in seinem Buch „Fake“. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit habe ein Großneffe unter dem Namen seiner verstorbenen Tante publiziert – und mit seinen frivolen Versen den Geist der Zeit getroffen.
„Hitler-Tagebücher“, die „Protokolle der Weisen von Zion“, Köhler stellt in seinem Buch dutzende große und kleine Fälschungen vor, die deutlich machen, dass „Fake“ keine neue Erfindung ist. Schon im alten Rom seien Statuen oder Manuskripte von Theaterstücken auf griechisch getrimmt worden, um sie teurer verkaufen zu können.
Allerdings hat das Buch ein Manko: Köhler nennt so viele Beispiele, auch aus der Politik, dass manche davon einfach zu kurz wegkommen, oft wüsste man gerne mehr. Und nach 256 Seiten über erfundene Wahrheiten sollte man den Kopf gut durchlüften. Sonst wird man die Frage, „Stimmt das jetzt oder stimmt es nicht?“ so schnell nicht wieder los.
„Fake“, Peter Köhler, C.H. Beck, 256 Seiten, 12,95 Euro
ISBN 9783406681288