Startseite Archiv Tagesthema vom 19. März 2019

Klimafasten: Ein Erfahrungsmenü in 8 Gängen

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Eine Woche Zeit für achtsam kochen und essen

Einkaufen, wo?
Wo kaufe ich ein? Markt, Bauernmarkt, Bioladen, der kleine Supermarkt um die Ecke oder der große ein paar Kilometer weiter? Alles ist möglich. Regelmäßig nutze ich den Markt gleich um die Ecke. Jeden Freitagvormittag öffnen dort die Stände unter den Bäumen am Fiedelerplatz in Hannover-Döhren. Dort bekomme ich viele Dinge, die aus der Region kommen wie Gemüse, Obst und Eier. Die haben oft einen viel besseren Geschmack als Allerweltware. Jetzt im Winter greife ich vor allem zu Äpfeln, Birnen und vielen Kohlsorten. In Supermärkten – vor allem in den großen – bekomme ich vieles davon auch, aber schon der Geruch des Gemüsestands fehlt. Nette Leute treffe ich auch oft. Mein Favorit ist und bleibt der Markt. Dort kann ich problemlos das lose Obst und Gemüse in mitgebrachte Taschen und Körbe füllen.

Bio? Regional?
Ob Wochenmarkt oder Supermarkt, es sind sowohl die konventionelle Landwirtschaft wie Bio-Anbieter vertreten. Da frage ich mich immer: Was bringt mir ein Bio-Zertifikat, wenn das Gemüse aus Spanien kommt? Ist es da nicht sinnvoll, Gemüse aus der Region zu kaufen, auch wenn es aus dem konventionellen Gartenbau kommt? Ich kaufe gern aus der Region.

Was ist fair?
Neulich war bei uns im Kirchenkreis eine Vertreterin des Kirchlichen Entwicklungsdienstes (KED) und hat uns viel über Fair Trade und Fair einkaufen erzählt. Alle denken: „Wie sinnvoll und notwendig!“ Im Supermarkt entdecke ich fair gehandelte Tomaten: In Plastik gehüllt und aus Tunesien. Und nicht mit Bio-Label. Ist das nun besser als die losen, konventionellen Tomaten aus Holland? So richtig fair in Bezug auf möglichst kurze Handelswege finde ich das nicht. Beim fair gehandelten Tee (offenbar auch nicht Bio) sind die Beutel einzeln in Plastik verpackt, statt wie beim Tee anderer Anbieter in Papier. Ist das nun Fair Trade für die Umwelt, die Menschen oder beides? Manches lässt mich ratlos zurück.

Überraschender Honig
Eigentlich will ich nur einen Strauß Blumen bei der Floristin um die Ecke holen. Dort entdecke ich Honig auf dem Tresen – aus einer Döhrener Imkerei. Imkerei in der Großstadt? Ein Flyer erzählt von der kleinen Imkerei im Garten, die inzwischen mehrere Völker besitzt und diese oft in Sachsen-Anhalt aufstellt, weil es in der hannoverschen Gegend keine geeigneten (Bio-)Flächen gibt. Eine Entdeckung, die ich nun häufiger auf den Tisch bringe.

Essen und Kochen – was da ist!
Das Gemüse vom Markt verarbeiten wir im Laufe einer Woche. Gerade jetzt im Winter gibt es oft Eintöpfe mit dem Gemüse. Da lässt sich so einiges kombinieren. Wir nehmen gern Hülsenfrüchte wie Linsen oder Erbsen dazu. Das Obst kommt ins Müsli und in Salate – oder wird zwischendurch gegessen. Pilze lassen sich gut mit Salaten und Gemüse anrichten oder auch mal in einem Rührei zubereiten. Da kommt nichts in die Tonne.

Gemeinsam essen.
Ohne Frühstück gehen wir nicht aus dem Haus. Das ist uns sehr wichtig. Auch für unsere Seelen, denn ein gemeinsames Frühstück ist doch schöner als ein Schnell-Tee im Laufschritt. Auch abends versuchen wir, trotz Abendterminen, ein gemeinsames Essen auf den Tisch zu bringen. 

Seltenheitswert Fleisch und Fisch.
Fleisch und Fisch kommen bei uns selten auf den Tisch. Wo kommen die Tiere eigentlich her? Das ist oft nicht leicht zu klären, es sei denn, ein Bio-Label oder die Verkäufer verraten es mir. Wenn jemand von Muscheln schwärmt, denken wir an die Filterfunktion dieser Tiere im Meer. Und: Ich bin bereit, für gutes Fleisch und guten Fisch gut zu bezahlen.

Fazit: 
Dutzende Bio-Siegel, Fair Trade das nicht unbedingt Bio ist; Obst vom Hof nebenan konkurriert mit Bio-Obst aus Spanien; Menschen unterstützen Tierschutz – und Menschen essen Billigfleisch. Vieles empfinde ich als absurd in unserer Nahrungskette. Da geht es bei mir oft nach Bauchgefühl für das, was mir gut tut.

Stephan Schwier

Der Autor

Stephan Schwier ist Öffentlichkeitsbeauftragter im Kirchenkreis Laatzen-Springe.

Woche 3: achtsam kochen und essen

Fasten wird oft mit dem Verzicht auf Fleisch verbunden. Das bedeutet nicht allen Gau- menfreuden zu entsagen. Die Kunst besteht darin: Das, was ich esse und trinke, genieße ich in Ruhe und bewusst. Ein „Coffee-to- go“ erfüllt dies sicher nicht, mit Freunden aus frischen Zutaten selbst kochen und ge- nießen dagegen schon.

Die Aktion

Mit dem biblischen Leitsatz „So viel du brauchst“ regt die Fastenaktion "Klimafasten" dazu an, sich Zeit zu nehmen, das eigene Handeln im Alltag zu überdenken, Neues auszuprobieren, etwas zu verändern. Klimaschutz und Klimagerechtigkeit stehen im Mittelpunkt der Fastenzeit. Von Aschermittwoch (6. März 2019) bis Ostersonntag (21. April 2019) geht es zum Beispiel darum, achtsamer zu kochen, anders unterwegs zu sein oder Orte der Einkehr und Ruhe aufzusuchen. 

Eine Broschüre begleitet durch die Zeit und gibt praktische Anregungen für die eigene Fastenzeit. Darüber hinaus stehenein Werbeplakat, eine Bestell-Postkarte und ein Mitmach-Poster sowie viele weitere Informationen für Fastengruppen bereit. 

In diesem Jahr laden elf evangelische Landeskirchen und drei katholische Bistümer dazu ein, sich von der Aktion inspirieren zu lassen und Fastenideen auszuprobieren. Beteiligt sind: Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland, Bremische Evangelische Kirche, Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, Ev.-luth. Landeskirche Hannovers, Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim, Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Erzbistum Berlin, Ev. Kirche von Westfalen, Lippische Landeskirche, Ev. Kirche im Rheinland, Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck, Ev. Landeskirche in Baden, Evangelische Landeskirche in Württemberg und das Bistum Passau.