Also schlug der Kirchenvorstandsvorsitzende vor, die Sitzungen auf einen zeitlichen Rahmen zu begrenzen und danach konsequent zu beenden. Der Vorschlag wurde damals sehr gut angenommen. „Der Frust war groß genug“, sagt Hasemann lachend. Er habe die neue Struktur als Entlastung für alle Beteiligten wahrgenommen. Die Sitzungen gehen jetzt von 18 bis 20 Uhr, genau wie vorher finden sie alle drei Wochen statt. Schnell habe sich die Atmosphäre in den Sitzungen geändert. Die Eigendynamik sei eine ganz andere geworden. Es geht jetzt effizienter und bewusster zu. Probleme werden beherzter angegangen und die Runden sind insgesamt konstruktiver.
Natürlich schaffe man nicht immer alle Tagesordnungspunkte in der vorgegebenen Zeit. Deswegen werden am Anfang jeder Sitzung die Tagesordnungspunkte priorisierst und die Themen, die zur Not vertagt werden können, ans Ende der Sitzung geschoben – und gegebenenfalls beim nächsten Mal besprochen. Das System funktioniert gut, nur hin und wieder müssen noch zehn Minuten hinten dran gehängt werden, damit nicht mitten in der Besprechung eines Tagesordnungspunktes aufgehört wird.
Nach dem Treffen bleibt nun noch Zeit für ein gemeinsames Essen. Mal gibt es ein klassisches Abendbrot mit belegten Broten und Salzgurken, mal eine deftige Käsesuppe oder einen Topf Chilli con Carne. Ein angenehmer Ausklang für die Sitzungsabende. Statt geschlaucht von überlangen Sitzungen, geht es dann gestärkt nach Hause. „Für mich ist das letztlich ein urprotestantisches Thema“, sagt Hasemann, „sich zu fragen: Wovon mache ich mich frei? Wovon bin ich befreit? Und auch: was mache ich mit dieser Freiheit?“
Ralf Neite, Kultur und Kommunikation, Hildesheim