Startseite Archiv Tagesthema vom 05. Dezember 2018

Ehrenamt? Ja, danke!

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Zum Tag des Ehrenamts sagen wir Menschen wie Manuela Friesdorf DANKE!

Sie schafft Freiräume: Manuela Friesdorf ist Vorsitzende des Fördervereins der Kita St. Thomas in Hannover-Ricklingen. Der Verein will 100.000 Euro sammeln, um das veraltete Außengelände der Kita zu erneuern.

„Das ist jetzt mein dritter Arbeitsplatz gleichzeitig“ – Manuela Friesdorf zeigt auf das Außengelände der Kita – eine große Betonfläche, alte Spielgeräte, manche kaputt. Zum Beispiel die Handpumpe für die Matschlandschaft – sieht idyllisch aus, Wasser kommt aber nicht mehr aus dem Hahn. Friesdorf will das ändern. Und deshalb ist sie neben der Familie und der Arbeit in der Uniklinik Göttingen auch Vorsitzende des Fördervereins der Kita geworden. Eigentlich es sogar der vierte Job, denn die 47-Jährige schreibt noch an ihrer Bachelor-Arbeit in Pflegemanagement.

Gerade mal ein gutes Jahr war sie Mitglied im Verein, als sie 2016 gewählt wurde. „Meine Vorgängerin sagte zu mir: ,Wir haben uns überlegt, dass Du das jetzt machst.’“ Erst habe sie abgelehnt, aber andere Eltern hätten versprochen, mit anzufassen. „Schwupp, hatte ich den Posten – und ich bereue es nicht – die Eltern, die damals gesagt haben, dass sie helfen, tun es tatsächlich.“

Die Vorgänger im Verein haben schon gezeigt, was Ehrenamtliche schaffen können: Der Kita fehlte ein Raum, in dem die 96 Kinder auch bei schlechtem Wetter Platz zum Toben haben. Für diese „Rappelkiste“ hat der Verein rund 450.000 Euro Spenden und Fördermittel zusammengetragen. Zur „Rappelkiste“ soll jetzt „Rappelgrün“ kommen – für nochmals 100.000 Euro. „Der Bewegungsraum ist so schön“, sagt Friesdorf, „und draußen ist so viel sanierungsbedürftig.“ Eine Landschaftsarchitektin hat aus Ideen von Kindern und Erzieherinnen bereits einen Plan fürs Freigelände gemacht, den die Eltern bis 2022 umsetzen wollen. Eigentlich sollte schon 2020 alles fertig sein, aber in einem Verein mit lauter ehrenamtlichen Mitarbeitern müsse man auch akzeptieren, wenn es mal länger daure, so Friesdorf: „Am Ende geht es um das gute Ergebnis, nicht darum, ob es fünf oder sechs Jahre dauert.“    

Ein Stück „Rappelgrün“ wächst allerdings schon, im Vorgarten der Kita gibt es Hochbeete. „Hier können die Hortkinder anbauen und ernten“, erklärt Friesdorf. Es sind die ältesten Kinder in der Kita, sie kommen nach der Grundschule zur Betreuung. Salat, Kartoffeln, Kürbisse, auch für einen Mirabellen- und einen Apfelbaum ist Platz. „So haben wir frischen Saft für die Kinder.“ Auch Sohn Ole, viereinhalb, trinkt gern davon. In Ricklingen, einem alten Arbeiterstadtteil, gibt es schmucke Häuschen, aber auch viele unscheinbare Mietshäuser. „Manches Kind hat privat keinen Garten. Viele wissen gar nicht, wie das ist, eine Johannesbeere vom Strauch zu naschen“, sagt die Vereinsvorsitzende. Auch für die Flüchtlingskinder in der Kita sei es wichtig, die Obst- und Gemüsepflanzen kennen zu lernen.

Auf der Liste des Fördervereins stehen unter anderem noch: Die neue Matsch-Landschaft; ein eigener Garten für die Krippenkinder von eins bis drei Jahren und eine „Rennstrecke“, auf der die größeren Kinder mit Rollern und Fahrrädern Tempo machen können. Bisher werden die Rennen rund um den großen Sandkasten ausgetragen – die Erzieherinnen müssten dann immer besonders auf die kleineren Kinder aufpassen. Und über eine neues Baumhaus würde sich Friesdorf besonders freuen.

Der Förderverein arbeitet schon an der nächsten Aktion, um für den Garten zu werben. „Wir wollen am 7. Dezember an der Kirche einen Weihnachtsmarkt veranstalten“, sagt Friesdorf. Das Angebot – von Marmeladen bis Likör – solle der Kita zu Gute kommen. Aber der Verein macht einen ungewöhnlichen Schritt, es gibt für die Besucher auch etwa umsonst: „Wir laden die Gemeinde zu Speisen und Getränken ein, wir wollen einfach mal Danke für die Unterstützung sagen.“ Friesdorf ist die Verbindung zur Kirchengemeinde wichtig. Auch ihr Glaube. „Wenn ich einen Weg suche oder einen Schicksalsschlag wegstecken muss, dann ziehe ich Kraft daraus.“

Und auch das Rappelkisten-Projekt sei eben nicht nur viel Arbeit. „Es macht mir Spaß, zusammen mit anderen etwas zu bewegen.“ Und wenn es mal nicht um den neuen Freiraum für die Kinder geht, wo findet die 47-Jährige selbst ihre Freiräume? Tennis, Laufen, der eigene große Garten, sagt Manuela Friesdorf. Und: „Wegfahren mit der Familie, ans Meer oder in die Berge, dahin, wo man richtig abschalten kann.“

Dirk Altwig

Weihnachtsmarkt am 7. Dezember

Mit einem Weihnachtsmarkt will der Förderverein weiter für die Aktion werben. Der Förderverein läd ein zu Glühwein, Kakao, Bratwürstchen und Crêpes ein. Weihnachtlich geht es zu mit kulinarischen Genüssen aus der Küche, Selbstgemachtem und Selbstgebasteltem.

7. Dezember, 15:30 - 18:00 Uhr. St. Thomas Kita Oberricklingen

Interview mit Ehrenamtspastorin Susanne Briese

Wo wären unsere Kirchengemeinden ohne Ehrenamtliche?

Unsere Gemeinden wären auf jeden Fall nicht so vielfältig wie jetzt. Ganz wie es unserem Grundverständnis als evangelischer Kirche entspricht, erzählen Ehrenamtliche in ihrem Engagement davon, wo und wie ihr Glaube für ihren Alltag von Bedeutung ist. Damit sind sie die wohl glaubwürdigsten Zeuginnen und Zeugen unserer Kirche und genauso wichtig, wie eine Pastorin oder ein Diakon.

Was motiviert Ehrenamtliche, in einer Kirchengemeinde mitzuwirken?

Wichtig für Ehrenamtliche ist die Möglichkeit zur Mitsprache und Verantwortungsübernahme und dass es feste Ansprechpartner gibt. Sie wollen die beruflichen und persönlichen Begabungen und Kompetenzen einbringen und sie gegebenenfalls auch weiter entwickeln. Zertifikate für Weiterbildungen werden deshalb immer wichtiger.

Wie entscheiden sich Ehrenamtliche, wo genau sie sich engagieren?

Ehrenamtliche wählen eine Aufgabe mittlerweile eher vom Inhalt her aus, als dass sie sich an ihrer Wohnortgemeinde orientieren. Wichtig dafür ist eine gute Kommunikation: Wie erfahre ich von Tätigkeitsfeldern, in denen ich mich engagieren kann? An wen kann ich mich wenden, wenn ich eine neue Idee beisteuern und umsetzen möchte? Da ist eine gute Öffentlichkeitsarbeit vor Ort eine Hilfe.

Der demographische Wandel schreitet voran. Viele kirchlich-hochverbundene Ehrenamtlichen sind überwiegend im Ruhestandsalter. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Es ist ein großes Glück, dass wir viele Engagierte im Ruhestandsalter haben und noch erwarten. Früher bedeutete ein Ruhestand tatsächlich, dass man sich ausruht, während Erwachsene arbeiten und Kinder lernen. Heute ist das anders, nicht nur wegen der höheren Lebenserwartung. Heute lernen auch Ältere Neues hinzu. Vor allem sie sind es, die weiterhin aktiv sind, sich engagieren und mit großer Motivation ihre Kompetenzen und Begabungen einbringen. Denn das macht das Alter noch einmal zu einer ganz eigenen, attraktiven Lebenszeit. Und wir profitieren vor Ort von diesem großen Reichtum, den ältere Engagierte einbringen.