Startseite Archiv Tagesthema vom 14. Juli 2018

Hinterm Horizont geht's weiter

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Andacht zum 7. Sonntag nach Trinitatis

Meinen Sommerurlaub verbringe ich gern am Meer. Wenn ich am Strand sitze und die Wellen zähle, kann ich alles, was mich beschwert, einfach abladen. 

Ich tauche ein in dies durchsichtig-blaue glitzernde Spiel von Oben und Unten, von Ebbe und Flut, Hell und Dunkel, Kummer und Freude.

Ich tauche einfach ab – drei Wochen lang.

Vieles relativiert sich da. Viele Sorgen werden klein. Viele Fragen dürfen ruhen.

Ich blinzele ins Gegenlicht – einfach nur so. Oder lese ein Buch.

Vielleicht kommen auch Freunde vorbei, die ich hier fast jedes Jahr treffe. Und bringen einen Picknickkorb mit und eine Decke.

Im Schneidersitz essen wir vom mitgebrachten Brot, vom Käse und den Trauben; wir teilen Saft, Wasser und Wein – und vergessen die Sonnenhüte aufzusetzen...so schön kann der Sommer sein.

Wir sind gar nicht weit weggefahren – und fühlen uns doch wie an einem von unserem Alltag weit entfernten Ort. Es braucht nicht viele Kilometer, um innezuhalten, langsamer zu atmen, das Grübeln zu lassen...einfach mal nichts zu denken. Oder eine ganz neue Perspektive zu gewinnen: auf den Sommer und die Welt, auf unser Leben und auf die, die wir lieben oder nicht mehr.

Hier fühle ich mich aufgehoben und zuhause. Und daheim komme ich mir doch oft so fremd vor in einer Welt, die Kopf zu stehen scheint. Wo alle so beschäftigt damit sind, das beste für sich herauszuholen, dass für die am Rand nichts mehr übrig bleibt.

Warum bleibe ich nicht hier? Aussteigen. Sich verweigern. Im Urlaub bleiben!

Geht natürlich nicht.

Will ich vielleicht auch gar nicht.

Aber den Alltag und das geschäftige Treiben mal vom Rand aus betrachten, tut gut.

Vielleicht ist Heimat da, wo Menschen in Gottes Namen miteinander teilen. Brot und Wein. Haus und Hof. Freude und Kummer...

Heute werde ich einfach hier sitzen bleiben, bis die Sonne untergeht und das Meer sich türkis färbt und smaragdfarben. Und dann grau und schwarz. Und werde warten, bis der Mond aufgeht und die Ruhe der Nacht das fröhliche Lachen der letzten Badenden aufnimmt.

Morgen beginnt in Gottes Namen ein neuer Tag.

Morgen bekommen wir in Gottes Namen eine neue Chance, an einer friedvollen und gerechten Welt zu bauen.

Ich kann es jetzt nur noch ahnen, wo das Meer in den Himmel übergeht und wo Freude und Kummer sich aussöhnen miteinander: Hinter'm Horizont geht’s weiter

Pfarrerin Dr. Sybille C. Fritsch-Oppermann

Der Bibeltext

Ist nun bei euch Ermahnung in Christus, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit, so macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid. Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient.

Phil. 2, 1-4