„Die Kirche hat Nachholbedarf, was queer-politische Themen angeht.“ Das ist die Meinung von Sophie Kellner aus Hannover. Sie möchte die Diskussion zu sexueller Orientierung und Geschlechteridentität stärker in die kirchliche Jugendarbeit und in die Kirchenpolitik einbringen.
„Wir wollen in der Kirche eine größtmögliche Teilhabe. Aber wir formulieren die Dinge häufig viel zu kompliziert, so dass sie nicht alle verstehen können“, kritisiert Thomas Brandes aus Peine. Er ist jemand, der nachfragt und sich für transparente Kommunikation stark macht.
Beide Jugendlichen sind Delegierte in der Landesjugendkammer. Dies ist das zentrale Beratungs- und Beschlussgremium der Evangelischen Jugend in der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Hier diskutieren die Jugendlichen über alles, was für sie wichtig ist und verändert werden soll: aktuelle politische und soziale Themen, theologische Fragen, strukturelle Herausforderungen des Jugendverbands.
Aus jedem Sprengel und den Verbänden eigener Prägung werden Jugendliche für drei Jahre in die Landesjugendkammer delegiert. Ende Februar hat sich die Kammer neu konstituiert. Für Sophie Kellner ist es die erste Kammerperiode. Sie vertritt den Sprengel Hannover. Die 19jährige ist seit ihrer Konfirmation in der Jugendarbeit aktiv. Neben dem Studium der Religionswissenschaften und sozialen Arbeit sowie ehrenamtlicher Mitarbeit im Verein „Schlau e.V.“ will sie sich nun für die Evangelische Jugend stark machen. „Jetzt habe ich endlich mal Zeit, mich stärker zu engagieren“, freut sie sich. Queere Jugendarbeit ist eines ihrer Anliegen, auch geprägt durch ihre Arbeit bei Schlau e.V., wo sie Workshops an Schulen zu Antidiskriminierung, Homo- und Trans*phobie leitet. „Es muss kein Schwerpunkt in der Landesjugendkammer sein, aber wir dürfen die Problematik nicht außer Acht lassen“, gibt Kellner zu bedenken. Das fängt für sie bereits bei einer gendergerechten Sprache an; für die Jugendlichen in der Kammer eine Selbstverständlichkeit. Im Vergangenen Jahr hat sich die Landesjugendkammer außerdem für die „Ehe für alle“ stark gemacht und für die neue Kammerperiode hat sich eine Projektgruppe unter anderem zum Thema Diskriminierung gebildet.