„Mörder sind unkompliziert. Das sind eigentlich ganz normale Menschen, die einmal einen schweren Fehler gemacht haben“, sagt Detlef Seibert. Seine Frau Gabriele Lämmerhirt-Seibert nickt. „Betrüger sind manchmal schwierig: da muss man auch mal hinterfragen, was wahr ist und was nicht“, sagt sie. Die beiden Langenhagener arbeiten ehrenamtlich für das Schwarze Kreuz, das Inhaftierten, Haftentlassenen und ihren Angehörigen hilft - während und nach der Haft.
Seit fünf Jahren sind die beiden dabei. „Natürlich hatten wir Bedenken“, sagt die hauptberufliche Altenheimseelsorgerin, „was ist, wenn einer plötzlich vor unserer Tür steht, sobald er entlassen ist?“. Doch davon ließen sie sich nicht abschrecken. „Es war eine Form der Neugierde, übers Ehrenamt neue Bereiche kennenzulernen“, sagt Detlef Seibert. Und so übernahm er in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Sehnde den Schachclub, beide besuchen dort Gefangene und schreiben Briefe an Häftlinge in Brandenburg. Ihre Adresse ist immer auf dem Umschlag. „Wenn einer unbedingt will, findet er die sowieso heraus“, sagt Lämmerhirt-Seibert. Und die meisten, sagt sie, wollen nach ihrer Entlassung auch mit niemandem mehr Kontakt, den sie aus ihrer „Knastzeit“ kennen. Zufällig hätten sie mal einen früheren Häftling in der Sauna wiedergetroffen. „Es war offensichtlich, dass seine Bekannte nichts von seiner Haftzeit wusste und er auf keinen Fall mit uns darüber reden wollte“, erinnert sich Detlef Seibert an die Begegnung. „Also haben auch wir so getan, als kannten wir ihn nicht.“