Startseite Archiv Tagesthema vom 11. November 2017

Entweder-Oder?

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Andacht zum drittletzten Sonntag im Kirchenjahr

„Denk daran: Deine persönlichen Gefühle sind in dem Augenblick unwichtig. Wenn du kannst, hol das Opfer heraus aus der akuten Gefahr. Bloß keine weitere Konfrontation! Das andere kommt dann.“

Ich war Lehrer für das Fach Religion in der Berufsschule. Und war selbstverständlich so eingeteilt für Pausenaufsicht wie alle anderen Kolleginnen und Kollegen auch. Was tun, wenn es Konflikte gäbe?

In einer dafür angebotenen Fortbildung sah ich also zu, das zu üben. In Auseinandersetzungen die angegriffene Person räumlich aus ihrer Lage zu holen – und wenn es nur wenige Meter waren. Rausholen – bloß nicht anstacheln. Oder etwa den Helden spielen wollen.

Natürlich sind Übungen kein Ernstfall. Und dennoch war es so überraschend: Ja, das klappt! Ich kann einen Menschen selbst in einer sehr aufgeladenen Lage herausholen, ohne mich zu gefährden.

„Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich“…

In einer solchen Lage ist das brutal wahr. Und der junge Mann, der in Rheinland-Pfalz vor ein paar Tagen von einem Autofahrer angefahren wurde, hatte das nicht in einer Übung. Sondern wirklich. Der Autofahrer verschwand einfach, und die Fußgänger, die er um Hilfe bat, gingen schlicht weiter.

Es ist wohl an der Grenze zum Zynischen, da an Jesu Wort zu denken – und doch trifft es. Auf schreckliche Weise. Es gibt unter uns diese Einstellung zum Wegsehen oder „Ist mir doch egal“.

Dämonen, die uns da bewegen? Nun gut, zu Jesu Zeiten waren das böse Geister, die von außerhalb Druck machten und Menschen zu etwas brachten, das irgendwie anders war.

Wir sind bescheidener geworden. Diese Geister bringen wir selber mit! Und ich bin durchaus geneigt, sie mit der erwähnten Haltung in Verbindung zu bringen. Sie flüstern mir ein: „He! Du bist wichtig! Du zuallererst! Also kümmere dich um dich!“

„Dämonen“ sagen wir zu solcher oder anderen Haltungen allerdings nicht. Aber dass wir vielleicht davon „besessen“ sind? Von einer Idee, einem Ziel, einer Überzeugung?

Was uns mit den Menschen zu Jesu Zeiten eint, ist die Tatsache, dass wir diese Antriebe von selbst nicht loswerden oder lassen können. Und kritisch darauf angesprochen, wehren wir uns auch mit Händen und Füßen: Da will mir einer Böses! Womöglich psychotherapeutische Behandlung?? Gott bewahre! Und wir benutzen dann den Satz für UNS: „Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich...“

Stimmt ja auch! So rein auf den Einzelnen bezogen. Bloß was machen wir dann bei dem angefahrenen Mann in Rheinland-Pfalz? Nur mit den Schultern zucken? Denn manchmal gibt es eben keine neutrale Position, sondern tatsächlich nur ein Entweder-Oder. Entweder ich helfe oder ich lasse ihn liegen.

Was dann das Richtige ist?

Nach Jesu Botschaft fällt das nicht unter die Meinungsfreiheit. 

Pastor Winfried Gringmuth

Der Bibeltext

Und er trieb einen Dämon aus, der war stumm. Und es geschah, als der Dämon ausfuhr, da redete der Stumme, und die Menge verwunderte sich. Einige aber unter ihnen sprachen: Er treibt die Dämonen aus durch Beelzebul, den Obersten der Dämonen. Andere aber versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Er aber kannte ihre Gedanken und sprach zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet und ein Haus fällt über das andre. Ist aber der Satan auch mit sich selbst uneins, wie kann sein Reich bestehen? Denn ihr sagt, ich treibe die Dämonen aus durch Beelzebul. Wenn aber ich die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. Wenn ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen. Wenn ein gewappneter Starker seinen Palast bewacht, so bleibt, was er hat, in Frieden. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seine Rüstung, auf die er sich verließ, und verteilt die Beute. Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.

Lukas 11, 14-23

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