Startseite Archiv Tagesthema vom 04. November 2017

Der Glaube ist eine Herzenssache

Die vollständige Darstellung von Archivmeldungen befindet sich noch im Aufbau. Schauen Sie in Kürze noch mal vorbei!

Predigt zum 21. Sonntag nach Trinitatis

Irgendwer hatte dem Fisch eine Haifischflosse aufgesetzt. Ich weiß noch, wie wir darüber diskutiert haben. Darf man das? Zu sehen war das gute alte Symbol des christlichen Glaubens, nämlich der Fisch: Ein Grafiker hat ihn jedoch mit einem kleinen Pinselstrich verändert und eine Flosse auf den Rücken gezeichnet. Nun erschien der Fisch angriffslustig, ja, so gefährlich wie ein Hai.

Der Fisch mit der Haifischflosse war eine Provokation eines Evangelischen Kirchentags. Die grafische Veränderung sollte die Kirchentagslosung deutlich machen, nämlich „lebendig und kräftig und schärfer“. Nah am Puls der Zeit sollten sich Christen versammeln, fröhlich und bunt, aber auch kühn und mutig. Christen sollten wieder mehr Engagement zeigen, kritischer diskutieren und entschlossener handeln.

Mutig und entschlossen wie die ersten Christen. Schon in den ersten Jahrhunderten war der Fisch das Geheimzeichen der Kirche. Als die Stadt Rom im Jahr 64 durch ein Großfeuer zerstört wurde, schob Kaiser Nero die Schuld auf die Christen. Sie wurden bespitzelt, verfolgt, viele gefoltert und getötet.

Die Gemeinde zog sich in den Untergrund zurück und versammelte sich in den Katakomben zum Gottesdienst. Der Glaube wurde zum Risiko und die Taufe eine lebensbedrohende Entscheidung. Die verfolgten Christen lebten auf ihre Weise ein Jesuswort: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.“

Die Christen damals nahmen ihr Kreuz auf sich. In diesen schwierigen Zeiten half ihnen jenes geheime Erkennungszeichen. Vielleicht haben sich Christen auch so zu erkennen gegeben: Einer malte in den Sand den oberen Bogen des Fisches, der andere ergänzte dann den unteren Bogen – jetzt war der Fisch komplett und es war klar: Hier treffen sich zwei Christen.

Das in Stein geritzte Symbol des Fisches sieht man noch heute in den Katakomben Roms oder an anderen antiken Orten. Eingeweihte sahen darin ein ganzes Glaubensbekenntnis. Denn „Fisch“ heißt auf Griechisch „Ichthys“. Und in diesen griechischen Buchstaben steht I für Jesus und Ch für Christus. Ein Geheimcode…

Das Kreuz auf sich nehmen, das Leben für Christus einsetzen – jede Zeit tut dies auf andere Weise. Noch heute treffe ich Menschen, die ganz bewusst das Fischzeichen oder auch ein Kreuz an einer Kette tragen, wie der Polizist auf der Wache, die Jugendlichen in der Schule, eine Frau in der Flüchtlingshilfe.

Sie markieren einen Standpunkt: Ich bin Christ. Ich setze mich für Glaube, Hoffnung und Liebe ein. Und wenn es sein muss, nehme ich etwas auf mich, um meinen Glauben zu leben. Denn der Glaube ist eine Herzenssache.

Jan von Lingen

Der Bibeltext

Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.

Mt 10, 34-3

Der Autor