Der Würfel zeigt eine Fünf und Charlotte muss ihre Spielfigur ins "Fegefeuer" ziehen. "Macht nichts", ruft die 15-Jährige, "ich habe einen Ablassbrief gekauft und darf das Fegefeuer sofort wieder verlassen". Zusammen mit zwei Freundinnen spielt sie ein Spiel zur Reformation, das ein wenig an "Monopoly" erinnert. Es ist eines von 83 Schülerprojekten.
Knapp 60 Projekte stellen sich am Donnerstag beim "Reformation Day and you" in Lingen rund 3.300 Schülern vor. "Eigentlich ist das mit dem Ablassbrief und dem Fegefeuer doof", sagt Charlotte: "Im Reli-Unterricht haben wir von Luther gelernt, dass Ablassbriefe nichts bringen und Gott uns vergibt, wenn wir Bockmist gebaut haben und es nachher richtig bedauern."
Mehr als 1.000 Schüler der Jahrgänge neun bis zwölf aus den Landkreisen Emsland und Grafschaft Bentheim haben sich unter der Überschrift "Wir gestalten Reformation" im vergangenen Schulhalbjahr intensiv mit dem 500. Reformationsjubiläum auseinandergesetzt. Sie entwickelten in zum Teil fächerübergreifenden Lerngruppen Filme, Theaterstücke oder Gedichte. Damit bewarben sie sich um einen der "Reformation-Day-Preise" des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Emsland-Bentheim, sagt Öffentlichkeitspastor Ulrich Hirndorf. Entstanden seien auch Vorträge, Musikstücke, Spiele und Fotoprojekte und sogar eine ganze Unterrichtseinheit darüber, wie angehende Heilpfleger in einfacher Sprache Menschen mit geistigen Behinderungen Martin Luther und seine Ideen erklären können. Die Schüler der Berufsbildenden Schule Gesundheit und Soziales in Nordhorn erhielten dafür einen der insgesamt 13 Preise zu je 1.000 Euro.