Startseite Archiv Tagesthema vom 30. Mai 2017

Ein guter Geist für die Urlauber an der Küste

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Pastorin Antje Wachtmann lebt und predigt eine "Theologie des Ausruhens"

Erst mal einen Kaffee. "Dann können wir reden." Reden und Zuhören - das ist das Kerngeschäft für Antje Wachtmann, der neuen Urlauberpastorin für die niedersächsische Nordseeküste zwischen Ems und Elbe. "Bloß keinen Stress", sagt die Pastorin. "Davon haben die Leute Zuhause genug. Im Urlaub sollen die Menschen Zeit haben, zum Entspannen, zum Nachdenken, zum Regenerieren. Und als Kirche wollen wir sie dabei unterstützen."

Antje Wachtmann nennt das eine "Theologie des Ausruhens". Mitte Mai wurde die 37-Jährige in Aurich offiziell mit einem Gottesdienst in ihr Amt eingeführt.

Ihr Büro in Aurich ist spartanisch eingerichtet. Die wichtigsten Arbeitsgeräte sind eine Kaffeemaschine, ein Laptop, ein Telefon und eine Landkarte, die von Borkum im Westen bis Brunsbüttel im Osten reicht. An vielen Küstenorten und auf den Inseln markieren Stecknadeln mit bunten Köpfen die Einsatzorte der "Kirche im Tourismus". An vielen ist Wachtmann schon gewesen oder hat bereits Kontakt zu den Gemeinden aufgenommen, um sie zu beraten.

Eigentlich sei jede Gemeinde in den Urlaubsregionen eine "Kirche im Tourismus" oder besser eine "Gemeinde auf Zeit", sagt Wachtmann. "Menschen, die Zuhause seit Jahren keine Kirche mehr von innen gesehen haben, streben geradezu in unsere Gotteshäuser und lassen sich auf die Atmosphäre und die Ruhe dieser Orte ein." Es gebe einen deutlichen Trend weg vom Event-Tourismus hin zum "Sinn-Tourismus".

Kehren in den Menschen erst einmal Ruhe und Entspannung ein, beginnen die Gedanken zu rotieren, weiß die Pastorin. Alles, was im Alltag verdrängt wird, weil die Menschen in der Familie oder im Beruf einfach funktionieren müssen, "ploppe" dann an die Oberfläche.

Nach Gottesdiensten oder einfach beim Klönschnack beim Kirchenzelt auf den Campingplätzen kommt es dann zu dem berühmten Satz: "Ich hab da mal 'ne Frage." Und das sei gut, sagt Wachtmann. "Wir werden als Ansprechpartner für Sorgen und Nöte erkannt und genutzt."

Obwohl Antje Wachtmann erst im März die Nachfolge von Urlauberpastor Hartmut Schneider angetreten hat, ist das Geschäft für sie nicht neu: Schon als Vikarin arbeitete sie bei Schneider in der Urlauberseelsorge. Dabei lebte und arbeitete sie unter anderem zwei Wochen lang auf dem Campingplatz in Timmel in einem Wohnwagen, um die "Kirche unterwegs" mit Andachten, Gute-Nacht-Geschichten und Stockbrotbacken zu unterstützen.

"Diese Arbeit hat mich nachhaltig geprägt", sagt sie. Auch die Abschlussarbeit ihrer theologischen Ausbildung widmete sie der Urlauberseelsorge unter der Überschrift "Kirche im Urlaub - Gemeinde auf Zeit?". Als dann die Stelle ausgeschrieben wurde, habe sie nicht gezögert: "Ich war gerne Ortspastorin in Hattendorf bei Rinteln, aber das hier ist ein Traumjob." Außerdem habe das Leben und Arbeiten in der Nähe des Meeres noch etwas Gutes: "Ich bin eine leidenschaftliche Seglerin."

Zu ihrer Arbeit gehört neben der Seelsorge auch die Koordination, Ausbildung und Betreuung der vielen ehrenamtlichen Helfer von "Kirche unterwegs" und die Unterstützung der Kirchengemeinden an den Urlaubsorten und auf den Inseln. Doch Freiwillige zu gewinnen, werde immer schwieriger, räumt Wachtmann ein. "Früher haben sich viele Theologie-Studierende in den Semesterferien gemeldet." Dazu hätten sie heute keine Zeit mehr, denn in den Ferien müssten Seminararbeiten geschrieben werden.

In diesem Jahr sei die "Kirche unterwegs" in ihrer Region nur auf den Campingplätzen in Dornumersiel, Bensersiel und Neuharlingersiel auf der ostfriesischen Seite sowie in Otterndorf und Sahlenburg an der Elbe präsent. 

"Und trotzdem haben wir als Kirche in jedem Urlaubsort etwas Besonderes und Einzigartiges zu bieten", sagt Wachtmann mit Stolz in der Stimme. Seien es Konzerte, Strandgottesdienste, Andachten auf einem Krabbenkutter oder die Gute-Nacht-Geschichten mit Stockbrotbacken am Lagerfeuer.

Wachtmanns Tipp für diese Saison: Theologie-Studentinnen wollen ein Projekt auf dem Campingplatz in Sahlenburg bei Cuxhaven starten. Dabei wollen sie Martin Luther und das 500. Reformationsjubiläum anhand der Harry-Potter-Romane thematisieren. Der erste Abend steht unter der Überschrift: "Martin und der Stein der Weisen."

Jörg Nielsen (epd)

Kirche unterwegs

Auf rund 20 Campingplätzen in Niedersachsen wird die Kirche jedes Jahr neu aufgebaut – als Kirchenzelt. Ehrenamtliche aus der gesamten Bundesrepublik verbringen im Rahmen von Kirche Unterwegs mehrere Wochen auf den Plätzen und gestalten dort das Programm einer „Kirchengemeinde auf Zeit.“ Kirche Unterwegs steht für eine entgegenkommende Kirche, die auf Menschen im Urlaub zugeht. Sie nimmt teil am Leben der Gäste, teilt ganz unmittelbar ihre Freuden und Probleme und geht auf ihre Fragen ein. In der ‚kleinen’ Welt des Campingplatzes ist die Kirche Unterwegs ein fester Teil der Gemeinschaft.

Die Teams leben als Camper unter Campern und machen Angebote für kleine und große Urlauber. Vormittags bieten sie ein abwechslungreiches Programm zu biblischen Geschichten an. Hier wird gesungen, gespielt und gebastelt. Sie organisieren Spielenachmittage und Grillabende. 

Abends kommen Kinder und Eltern zu einer Gute-Nacht-Geschichte zusammen oder Erwachsene lassen den Tag bei einer Andacht im Kerzenschein im Kirchenzelt ausklingen. Sonntags laden die Teams zu einem fröhlichen Gottesdienst für die ganze Familie ein. 

Haus kirchlicher Dienste

Direkt bei den Menschen

Ein Film vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen über das Projekt "Kirche unterwegs".

Urlaubszeit

Urlaubszeit - das bedeutet Freiräume, um Neues zu entdecken, Vertrautes neu zu erleben und sich fernab vom Alltag mit Fragen neu auseinander zu setzen. Im Urlaub kann Glaube neu gelebt werden.
Ferienzeit - viele Urlauberinnen und Urlauber in Deutschland planen Kirchenräume und kirchliche Angebote in diese Tage fest mit ein. Hier fordert die mobile Gesellschaft neue Wege zu den Menschen.
Kirche im Tourismus begleitet und berät Kirchengemeinden und baut Brücken zwischen Tourismus und Kirche.

Haus kirchlicher Dienste