Seit mehr als 40 Jahren lebt Nadia Nashir in Deutschland. Doch ihre ganze Schaffenskraft widmet die 61-Jährige den Mädchen und Frauen in ihrer Heimat. Nashir ist Gründerin und Vorsitzende des "Afghanischen Frauenvereins" in Osnabrück.
Heute verleiht ihr Bundespräsident Joachim Gauck in Berlin das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Sie erhält die Auszeichnung anlässlich des Internationalen Frauentages gemeinsam mit 15 weiteren Frauen für ihr langjähriges, herausragendes ehrenamtliches Engagement.
Als sie 20 war, kam Nashir nach Deutschland. "Ich habe Medienwissenschaften, Soziologie und Psychologie studiert und als Journalistin und Übersetzerin gearbeitet." 1992 gründete sie zusammen mit zwölf weiteren Afghaninnen den Verein. "Seitdem arbeite ich als Entwicklungshelferin", sagt sie knapp.
Bis heute ist sie Vorsitzende, Koordinatorin, Werberin und Spendeneintreiberin. Der Verein hat mittlerweile 450 Mitglieder und Förderer. Doch die große elegante Frau mit den schwarzen langen Haaren erzählt nicht gerne von sich. Lieber berichtet sie von den Menschen in Afghanistan, die ihr so am Herzen liegen.
Viele Afghaninnen haben in einer vom Verein gebauten Schule gelernt und sind heute selbst Lehrerinnen. Andere bestreiten als Näherinnen den Unterhalt für ihre Großfamilien. "Das ist ein riesiger Fortschritt in einem Land, in dem die Taliban einst Mädchen den Schulbesuch komplett verboten hatten", sagt Nashir. Mittlerweile hat sie sogar viele Männer auf ihrer Seite: "In einem Dorf haben uns die Väter sogar gebeten, ein Gymnasium für ihre Töchter zu bauen."