Startseite Archiv Tagesthema vom 15. Oktober 2016

Gut gerüstet

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21. Sonntag nach Trinitatis

Die Bilder rütteln die Welt auf: zerbombte Häuser, verschüttete Körper, blutüberströmte Leichen. Attentate, Terroranschläge, die den Tod zur Schau stellen. Selbst ernannte „Gotteskrieger“ sorgen für solche Bilder und verbreiten sie mit Genugtuung. Bilder aus dem Reich des „Islamischen Staats“. Seine Anhänger morden, foltern und schänden. Millionen Menschen sind vor ihnen auf der Flucht.

Auch in Deutschland findet der „Islamische Staat“ Anhänger. Ich frage mich, was bringt Menschen, die hier aufgewachsen sind, dazu, sich einer radikalen Terrormiliz anzuschließen? Menschen wie Erhan: 22, geboren in der Türkei, im Allgäu groß geworden. Fachoberschule, Abitur, ein Wirtschaftsinformatikstudium angefangen.

Seine Eltern sind Muslime, aber Erhan nennt es einen „Euro-Fake-Islam“. Auch er, so sagt er, sei bisher kein echter Muslim gewesen. Aber er wolle mehr. Darum sei er „konvertiert“. Vor einem Jahr haben Journalisten der Süddeutschen Zeitung ihn interviewt. Zwar etwas nervös und mit der Angst davor entdeckt zu werden, aber doch kalt und ohne jedes Unrechtsgefühl erzählt er stolz von seiner Mission. Dass er jetzt ein neuer Mensch geworden sei. Was aus ihm mittlerweile geworden ist, weiß ich nicht.

Mir wird nur schwummrig, wenn ich in solchem Zusammenhang die Worte von Paulus höre, wie er sie an die Gemeinde in Ephesus geschrieben hat. Man könnte ja meinen, einer wie Erhan täte nichts anderes: die Waffenrüstung Gottes anlegen, Widerstand leisten, um das Feld zu behalten und die Macht seiner Stärke zu demonstrieren. Und alles im Namen Gottes, seines Gottes.

Ich weiß nicht, was Menschen zu solcher Brutalität bringt. Aber ich bin sicher, was da abgeht, ist der Hölle näher als dem Himmel. Umso mehr warnt Paulus. Er stellt klar, worum es im christlichen Glauben geht. Wie die „Waffenrüstung“ Gottes wirklich aussieht und woraus sie besteht: Es geht ums Leben, nicht ums Töten. Die „bösen Geister“ sind es, die wir überwinden sollen. Aber nicht mit neuer Gewalt.

Wahrheit ist der Stoff aus dem die Rüstung ist. Gerechtigkeit der Panzer, der sie hält. Das Evangelium sind die Schuhe, in die wir treten, Jesus nachzufolgen auf seinem Weg des Friedens. Und vor allem anderen tragen wir den Glauben wie einen Schild, der uns Schutz gibt. Gottes Heil ist uns auf den Kopf zugesagt, sein Wort uns in die Hand versprochen.
 
Mit Glaube und Gewissheit, Gerechtigkeit und Wahrheit sind wir gut „gerüstet“ mit dem, was die Stärke des Evangeliums ist. Und für das Evangelium, für die Liebe Gottes gibt es nur eine Botschaft: Ich lebe, und du sollst auch leben! Oder wie Gott es an anderer Stelle zum Propheten Jeremia sagt: Lasst euch nicht in die Irre führen. Meine Gedanken über euch sind Gedanken des Friedens und nicht des Leides! Ich will euch Zukunft geben und Hoffnung!

Sehen wir also zu, dass wir uns Gottes Hilfe holen und in seinem Sinn gut „zurüsten“ lassen, gegen alles, das das friedliche Leben angreifen will. Das ist sicher nicht immer einfach. Aber in seiner Kraft, mit Besonnenheit und Liebe wird es gelingen.

Pastorin Marianne Gorka

Der Bibeltext

Ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt. So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit.

Aus Epheserbrief 6, 10-17