Startseite Archiv Tagesthema vom 13. August 2016

Wenn Menschen am Ende sind

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„Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen“.

Dietrich Bonhoeffer hat das gesagt, im Widerstand gegen Hitler oft verzagt und doch im Glauben nicht zerbrochen.

Das Prophetenwort sagt dasselbe. In bildhafter Sprache will Jesaja Mut machen zum Leben, wo Menschen – einzeln oder als ganze Völker – am Ende sind. Zu hoffnungslosen Juden im babylonischen Exil, zu Verlierern und Verlorenen sagt er das!

Damals, im siebten Jahrhundert vor Christus, schien den Juden der Perserkönig Kyros wie eine göttliche Hilfe. Er besiegt die Unterdrücker und  befreit die Deportierten. Aber gegen die Mutlosigkeit und menschliche oder gesellschaftliche Not braucht es mehr als siegreiche Machthaber und gewalttätige Führer.

So erkennt der Prophet: Ein neuer Geist und neue Gerechtigkkeit sind von Menschen nicht zu erwarten. So glaubt er, nur ein „Knecht Gottes“ kann helfen, nur Gott kann und will „in jeder Notlage so viel Widerstandskraft“, also neuen Glauben und Lebensmut geben. Darauf hofft er, das glaubt und verkündigt er (von Kap. 40 an).

Die ersten Christen, die nach Ostern erst Wort und Weg Jesu als Anfang des Reiches Gottes begreifen konnten, sahen in Jesus das Prophetenwort  bestätigt. Für sie war er der glaubhafte Gottesknecht.

Vorsichtig und doch mit Zuversicht bringt diesen Glauben ein Christ unserer Zeit, Rudolf Otto Wiemer, so zur Sprache:

„Keines seiner Worte glaubte ich, hätte er nicht geschrien: Gott, warum hast du mich verlassen? Das ist mein Wort, das Wort des untersten Menschen. Und weil er selber so weit unten war, – ein Mensch, der ‘warum’ schreit und ‘verlassen’ schreit – deshalb könnte man auch die anderen Worte, die von weiter oben, vielleicht ihm glauben“.

So versuche ich mit Schwächen, Niederlagen und Zweifel zu leben – und erfahre oft erst im Rückblick: Gottes Zusage gilt.

Pastor i.R. Hartmut Badenhop

Der Bibeltext

Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. (Aus Jes. 42, 3)