Die Party ist vorbei, alle gehen, niemand wäscht ab - soweit eine klassische Situation in Studenten-WGs. "Jeder dachte, jemand anderes kümmert sich", sagt Deidré Genevieve Julies aus dem südafrikanischen Kapstadt.
Aber nachdem die 42-Jährige das schmutzige Geschirr im Gemeinschaftsraum des Studentenheimes im niedersächsischen Hermannsburg vorfand, diskutierten sie und ihre Kommilitonen schnell auch andere Fragen. War es nur Schlamperei, oder spielten kulturelle Hintergründe eine Rolle aus Ländern, in denen Hausarbeit noch immer meist Frauensache ist?
Der Campus der Fachhochschule für Interkulturelle Theologie im Heidedorf Hermannsburg ist für seine Größe der wohl internationalste in Deutschland. 100 Studierende aus 22 Ländern sind dort eingeschrieben, sagt Hochschul-Rektor Frieder Ludwig. Etwa die Hälfte von ihnen lebt in den Wohnheimen auf dem Gelände zwischen den Lindenbäumen.
Die Atmosphäre ist familiär, auch die Professoren sitzen oft mit am Mittagstisch. "Es ist großartig, eine Chance!", sagt Nils Singer, der aus Bayern kommt. Und Deidré Genevieve Julies ergänzt: "Wir lernen das Miteinander der Kulturen nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch - a real life experience."