Startseite Archiv Tagesthema vom 02. Juli 2016

Im Wasser

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Nein, lieber Apostel Paulus, möchte ich spontan auf die Frage im Predigttext antworten, das ist auch heute vielen nicht bewusst, und vielleicht wollen wir es in dieser Deutlichkeit auch gar nicht immer wissen. Denn es fällt schwer, die Erinnerung an das Sterben zuzulassen, wenn am Sonntagmorgen ein kleines Kind im Gottesdienst getauft wird. Da geht es doch eher um die Feier des Lebens, und ganz andere Fragen beschäftigten die Taufgesellschaft. Schau mal, noch schläft die Kleine ganz friedlich. Wer zündet eigentlich nachher die Taufkerze an? Wird Tante Monika es heute schaffen, pünktlich zu sein? Hoffentlich scheint auch heute Nachmittag im Garten die Sonne!
Junge Eltern bringen ihre Kinder in die Kirche und bitten um Gottes Segen. Sie kommen als Familie und bringen die mit, die dazu gehören und die den kleinen Täufling begleiten wollen. Angerührt schauen alle, die dabei sind, auf den kleinen Menschen im Arm der Mutter, und wir bitten Gott um Schutz und Bewahrung. Wie zerbrechlich das Leben ist und doch voller Wunder! Das wird allen klar, die diesen Moment im Gottesdienst miterleben.

Wisst Ihr nicht, das alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft?

Ich erinnere mich an manche Tauffeier, die ich im Laufe der Jahre miterlebt und mitgestaltet habe, an die Kinder, die getauft wurden und die jetzt Teenager sind oder junge Erwachsene. Vieles gelingt in ihrem Leben und ist – soweit man sehen kann – auf gutem Wege, aber längst nicht alles ist heil und gut. Ich denke an die Eltern, die inzwischen nicht mehr zusammen sind und mit Mühe die gemeinsame Verantwortung wahrnehmen, an die Sorgen und Ängste, die das Leben aufgrund einer schweren Erkrankung bestimmen, an Erfahrungen von Abschied, Leid und Sterben, die schon jetzt zum Leben der Getauften dazu gehören.

Und dann die Taufen von Erwachsenen, die noch nicht lange hier leben. Sie kommen, weil sie neu beginnen wollen und weil die Gemeinde für sie zur Heimat wird. Es ist für sie ein Neuanfang mit Licht- und Schattenseiten. Sie kennen das Leben, es ist geprägt von Hoffnungen und Ängsten. Die Freude gehört dazu, wenn etwas gelingt und gut wird, aber auch die Enttäuschung, der Zweifel und die Erfahrung des Scheiterns. Wer sich in dieser Lebensphase auf die Taufe vorbereitet, der spürt, dass mit ihr etwas Neues beginnen kann und uns etwas geschenkt wird, was unser Leben verändert und uns frei macht.

Es ist gut uns daran zu erinnern, dass wir getauft sind und dass uns die Taufe hineinnimmt in das Sterben, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Wir sterben mit Christus und werden mit ihm leben! Das haben die Christen in der jungen Gemeinde in Rom ja erlebt, als sie bei der Taufe im Wasser untergetaucht wurden und ihr altes Leben – nicht nur symbolisch – hinter sich ließen. Unterzutauchen im Fluss, für einen Moment keine Luft zu bekommen, den Atem anzuhalten, um dann hinaufgezogen zu werden, um atmen zu können. Wasser kann das Leben bedrohen, aber es erfrischt auch, es reinigt und schenkt neues Leben. Das hatten sie erlebt. Daran knüpft Paulus an.

Wisst Ihr denn nicht…..?

Die Taufe nimmt uns nicht heraus aus der Welt, sie ruft uns in ein gemeinsames Leben mit Christus, sie eröffnet uns den Weg in die Gemeinschaft der Getauften.

Natürlich müssen wir unser Leben unter den gegebenen Bedingungen leben, so wie wir sind. Wir wollen es gestalten und müssen manches aber auch leidvoll ertragen. Wir feiern Erfolge und können scheitern, wir genießen unsere Freiheit und stoßen an Grenzen. Aber wir gehen voran mit einem wunderbaren Versprechen, dass Christus mit uns ist und wir mit ihm den Tod hinter uns lassen und deshalb das Leben umarmen.

Oberlandeskirchenrat Rainer Kiefer

Der Text

Wisst Ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft?

(Aus Römerbrief 6, 3-8)

Der Autor

Oberlandeskirchenrat Rainer Kiefer
Rote Reihe 6
30169 Hannover