Unendlich verwundbar, aber er wird nie endgültig besiegt
Mein erster Eindruck beim Lesen des Textes ist widersprüchlich: Einerseits kommt er mir entgegen, weil ich mich häufig auch vor der Notwendigkeit sehe, mich wegen meines Christseins rechtfertigen zu müssen. Die Menschen, die mir begegnen, machen mir zwar keine Vorwürfe – so wie sie damals Paulus angegriffen haben. Aber ich spüre, auch wenn sie Worte wie Glaube oder Bibel gar nicht in den Mund nehmen, dass ihnen dieser ganze Bereich befremdlich, unerheblich, ja irgendwie abwegig erscheint. Deshalb begrüße ich es, dass hier einer versucht, Verständnis für das Evangelium zu wecken, und das nicht zimperlich, sondern mit Leidenschaft.
Auf der andern Seite liegt der Text überhaupt nicht im Trend; denn genau wie der Wochenspruch betont er den Grundsatz „sola fide“ („Allein aus Glauben“) der Reformation: „Aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben“, heißt es im Epheserbrief 2,8, „und das nicht aus euch; Gottes Gabe ist es.“ Unsere Kirche sehe ich dagegen allzu oft mit anderem beschäftigt: Größere Effektivität in Strukturen und Finanzierung. Und Menschenfreundlichkeit und gegenseitige Wertschätzung im Umgang miteinander. Aber die Frage, was wahr ist und was nicht, scheint ohne Bedeutung.