Zweimal hat ein weißes Blatt Papier eine wichtige Rolle in der Geschichte der Evangelischen Zeitung gespielt. Beim ersten Mal hielt es Peter Kollmar, der damalige Pressesprecher der Landeskirche Hannovers (und spätere Bischofsstellvertreter in Braunschweig) vor der hannoverschen Synode in die Höhe. Dies sei die einzige Zeitung, die nie kritisiert werde, erklärte Kollmar den Synodalen, als einmal mehr die Berichterstattung über kirchliches Arbeiten kritisiert wurde.
Das zweite Mal überraschte die Evangelische Zeitung selbst ihre Leser. Die Ausgabe 3 im Jahr 2003 erschien mit einer leeren Titelseite. Im Kommentar erklärte Chefredakteur Michael Eberstein: „Stell Dir vor, es ist Wochenende und keine Evangelische Zeitung steckt im Briefkasten . . . Einen Eindruck davon, wie dies sein könnte, soll diese weiße Seite 1 vermitteln. Der Hintergrund ist leider ernst. Es geht um den Fortbestand unserer und Ihrer Evangelischen Zeitung.“
Diese beiden weißen Blätter stehen für die immer wiederkehrenden Probleme der Evangelischen Zeitung: Kritik an kirchlichem Handeln war ebenso wenig akzeptiert wie die finanzielle Unterstützung. An beiden Punkten entzündete sich immer wieder ein Konflikt zwischen Kirchenleitung und Verlag. Das scheint der Vergangenheit anzugehören. Denn längst reagieren kritisierte Kirchenvertreter gelassener, und von Bischöfen wird nicht mehr verlangt, die Redaktion ins Gebet zu nehmen. Zum anderen hat die hannoversche Landeskirche als Besitzerin des Verlags ihre (finanzielle) Verantwortung für die Zeitung abgegeben. Seit Beginn 2015 ist die Evangelische Zeitung im Besitz des Presseverbands der Nordkirche.
Der Verkauf war nicht zuletzt die Konsequenz aus einer im Jahr 2010 begonnenen Kooperation der evangelischen Zeitungen in Niedersachsen und der damaligen Nordelbischen Kirche. Diese Zusammenarbeit war sowohl journalistisch gewollt, als auch finanziell notwendig. Denn obwohl die Redaktion personell schon mehr als halbiert worden war, reichten die im Jahr 2006 um fast zwei Drittel gekürzten landeskirchlichgen Zuschüsse für die EZ nicht mehr aus, um allein zu überleben.