Startseite Archiv Tagesthema vom 01. April 2016

Wie neugeboren

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"Quasimodogeniti" heißt dieser Sonntag nach Ostern. Drei lateinische Worte: "wie die neugeborenen Kinder". Sie stammen aus dem 1. Petrusbrief: "... richtet eure Sehnsucht aus nach der vernünftigen, reinen Milch wie die neugeborenen Kinder, auf dass ihr durch dieselbe in eurem Heil wachsen könnt..."

Damit ist die Frage gestellt, die die Texte des heutigen Sonntages zu beantworten suchen: die Auferstehung Jesu von den Toten ist verkündet: "Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten."

Nur, hat sich etwas in unserem Alltag verändert?

Ist es nicht eher so, wie die Worte des 116. Psalms besingen:

"Mich binden Höllenangst und Tod, ich komm' in Jammer und in Not..."

Diese Gefühlslagen kennzeichnen doch oft unser Erleben: Angst, Tod, Jammer und Not ... und wir brauchen da gar nicht nach Syrien zu schauen, auch unsere eigene Situation wird zu oft von Angst und Not regiert. Wir sind nicht Thomas, der sagte: ich glaube nur, was ich sehe und daraufhin Jesu Wundmale anfassen durfte. Für uns lässt Gott sich nicht einfach greifen, obwohl wir das manchmal genauso bräuchten wie er.

Wie kommen wir, die nichts Greifbares in der Hand haben, zu dem "Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben“ ?

Eine Antwort finden wir vielleicht schon im Namen "Quasimodogeniti" - "richtete eure Sehnsucht aus wie die neugeborenen Kinder".

Könnte heißen: Glaube kommt aus unserer Sehnsucht, daß auch wir Jesus als den finden, der nicht nur den Tod in unseren Herzen überwindet, sondern viel mehr noch unser Leben reich macht durch seine bleibende Gegenwart.

Sie führt uns zum Schauen auf den, der Jesus Christus von den Toten auferweckt hat. Wir merken im Schauen auf den Auferstandenen können wir eigene Lebens-Möglichkeiten finden. Unsere Erfahrungen von Leid und Leere, von Not und Tod bleibt. Aber unsere Blickrichtung hat sich geändert. Es ist wie mit dem Blickkontakt zwischen Mutter und Kind beim Stillen, wir sind der „Glanz im Auge der Mutter“, wir „wissen“ tief in uns: wir sind gemeint. Wir sind eingeladen, mit IHM zu leben. Wir können selbst aus der Nacht zum Tag, aus der Verzweiflung zur Hoffnung, von der Uferlosigkeit der Angst zum festen Land der Verheißung gehen. Wer dieses spirituelle Ziel vor Augen hat, lebt anders als zuvor.

Diese Sehnsucht wünsche ich in ihren Herzen. Unser Leben kann wie ein Sonnenaufgang sein. ER wird unsere leeren Hände füllen, uns lehren, unser Leben als eine Zeit zu betrachten, die reich ist, in der wir unser gerütteltes Maß beitragen können zum Segen der Welt.

Gottes Heiliger Geist befestige diese Worte in euren Herzen, auf dass ihr nicht nur gute Leser gewesen seid, sondern auch Täter des Wortes werden könnt, so zunehmt im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe; auf dass eure Sehnsucht erfüllt werden möge, damit auch ihr euch freuen könnt mit unausprechlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seeligkeit.

Stephan Lorenz

Der Text

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, 4zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, 5die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit.

(Aus 1. Petrus 1,3-9)

Der Autor

Pastor Johann Stephan Lorenz ist Klinikseelsorger und Leiter der Chatseelsorge der Landeskirche.