Startseite Archiv Tagesthema vom 03. März 2016

Symbolik, die immer fesselt

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Jonathan ist seiner Kellerkiste schon entstiegen und sitzt zu Hause bei Karin Nußhär auf dem Sofa. Die beiden sind seit Jahren ein eingespieltes Team. Auch bei der 25. Kinderbibelwoche in der Sarstedter St.-Paulus-Kirchengemeinde werden sie wieder dabei sein. „Er ist ziemlich frech und stellt gern viele Fragen“, sagt Karin Nußhär über die fast lebensgroße Handpuppe. In der Rolle der Puppe Jonathan trägt sie viel dazu bei, die Bibelgeschichten in den aktuellen Alltag zu übertragen und Bezüge zur Lebenswirklichkeit der Kinder herzustellen.

Und das ist offenbar gar nicht so schwierig. „Vor allem die Geschichten aus dem Alten Testament sind voller Dramatik und dichter Symbolik“, beschreibt Uwe Brandes, Gründer der Kinderbibelwoche. Die Umsetzung für die Bühne und für ein Publikum zwischen sechs und elf Jahren ergebe sich bei der Vorbereitung für das Team fast von selbst, die Ideen sprudelten schnell. Es seien eher die Geschichten aus dem Neuen Testament, die sich manchmal spröde und sperrig anstellten, meint Pastor Hans-Peter Borcholt.

Einmal in all der Zeit sei es sogar vorgekommen, dass kurzfristig das Thema umgeworfen und eine andere Geschichte in den Mittelpunkt der Kinderbibelwoche gestellt wurde. Dieses Jahr steht aber mit dem Propheten Elia wieder eine Figur aus dem Alten Testament auf dem Programm. 

Man muss möglichst früh bei den Kindern anfangen, einen Bezug zur Bibel wachsen zu lassen: Dieser Gedanke gab Uwe Brandes vor 26 Jahren den Anstoß, zur ersten Kinderbibelwoche einzuladen. Er war damals Kreisjugendwart, veranstaltete eine Kinderbibelwoche in Groß Lobke, dann in Barnten, ehe die Veranstaltung langfristig in der Paulusgemeinde in Sarstedt heimisch wurde. Inzwischen ist Uwe Brandes längst nicht mehr im Kirchendienst, arbeitet als analytischer Kinder- und Jugendlichen-Therapeut. Aber die Kinderbibelwoche steht trotzdem noch Jahr für Jahr fest in seinem Kalender.

So wie ihm geht es auch vielen der ehrenamtlichen Mitarbeitenden im Ki-Bi-Wo-Team. 15 bis 20 Personen sind jedes Jahr am Vorbereitungswochenende dabei. Zwar gibt es stets neue Helferinnen und Helfer, doch daneben auch einen festen Kreis. Dazu gehört Ute Frank, die seit 23 Jahren dabei ist. „Im Team sucht sich jeder das, was er am liebsten macht und am besten kann. Und es kommt immer hin. Es wird alles fertig“, erzählt sie. Auch die kleinen Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen gern wieder, oft jedes Jahr. Manche sind traurig, wenn sie mit zwölf Jahren dem Angebot entwachsen sind, und sind als Jugendmitarbeitende dann wieder dabei – oder sogar als Eltern der nächsten Publikums-Generation.

Inzwischen können die Mitwirkenden schon auf einen beachtlichen Fundus von bunten Gewändern, Requisiten, Hintergrundprospekten und Bühnenelementen zurückgreifen. Ein selbstgebauter Brunnen zum Beispiel kommt immer wieder zum Einsatz. Auch Partner oder Partnerinnen werden eingespannt zum Kochen, für die Beleuchtung oder die Musik. Die Mitarbeitenden plündern ihren Haushalt für die Dekoration, bringen Palmen oder – für Moses – sogar Binsen mit.

In den Anfangsjahren fand die Kinderbibelwoche im Gemeindesaal statt und zog erst zum Familiengottesdienst, dem Abschluss am Sonntag, in die Kirche um. Doch da der Saal seit 2008 für zusätzliche Krippengruppen benötigt wird, treffen sich die Mädchen und Jungen nun an jedem Ki-Bi-Wo-Tag gleich in der Kirche. Ein Kind darf die aus einem Lampenschirm gebaute Glocke läuten – dann geht’s los.

Die Bühnenszenen sind immer ein wichtiger Auftakt und Aufhänger für den Einstieg. Die Spielszenen fesseln die Kinder, machen neugierig auf die Fortsetzung am nächsten Tag. Das funktioniere heute wie vor 25 Jahren, erklärt Uwe Brandes – trotz Computer- oder Fernseherfahrung. Das direkte Theatererlebnis mit lebendigen Darstellern verfehle seine Wirkung nicht. Zumal es bei den Mitarbeitenden „echte Rampensäue“ gebe. Nach dem Bühnenstück teilen sich die Kinder je nach Alter in kleine Gruppen, um mit Spielen, Gesprächen, Liedern und Bastelarbeiten den Inhalt zu vertiefen.

Wiebke Barth

Mit dabei sein

Noch bis Sonnabend, den 5. März, werden sich die Kinder von 15.30 Uhr bis 18 Uhr mit dem Leben des Propheten Elia beschäftigen. Ihm sei Gott laut Überlieferung als ein Säuseln des Windes erschienen, sagt Pastor Hans-Peter Borcholt. Wie das wohl auf der Bühne klingt? Am Sonntag, den 6. März um 16 Uhr folgt ein Gottesdienst für die ganze Familie, der diese Frage aufklären soll und das Thema zum Abschluss bringt. 

„Bewegte Kindheit“

Rund 3.000 Teilnehmer werden in diesen Tagen zum bundesweit größten Kongress für frühkindliche Bildung in Osnabrück erwartet. Der zehnte Kongress „Bewegte Kindheit“ bietet nach Angaben der Universität Osnabrück bis zum Sonnabend 22 Hauptvorträge und mehr als 150 Seminare, Workshops und Foren für pädagogische Fachkräften aus Kindertagesstätten und Grundschulen. Veranstalter sind die Uni und das Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehe die Frage, wie durch Bewegung, Spiel und Sport die soziale Teilhabe und Inklusion aller Kinder unabhängig von ihren Voraussetzungen gefördert werden könne, sagte Kongressleiterin Renate Zimmer. Ein eigenes Forum werde beleuchten, wie Kinder aus geflüchteten Familien von Anfang an pädagogisch begleitet werden und dabei die deutsche Sprache erlernen können.

Darüber hinaus sollten renommierte Experten der frühkindlichen Bildung wie Professor Wassilios Fthenakis oder Ilse Wehrmann aus Bremen das System der Kindertagesstätten kritisch in den Blick nehmen und aktuelle bildungspolitische Herausforderungen benennen. Im Eröffnungsvortrag wird der Mediziner Professor Joachim Bauer die „Bedeutung kindlicher Beziehungserfahrungen aus neurobiologischer Sicht“ erläutern. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) und Ex-Bundespräsident Christian Wulff haben ebenfalls ihre Teilnahme zugesagt.

epd