Projekt von Kirche und Stadt soll Flüchtlingen den Weg zu einer Lehre ebnen
Darius Zozo ist 32 und drückt noch einmal die Schulbank. Gerade studieren er und seine Mitschüler in der Berufsschule das Buch „Deutsch am Arbeitsplatz“. Im Moment ist das Kapitel Arbeitszeitregelungen dran. Trockener Stoff, der aber später in seinem Leben noch eine Rolle spielen könnte. Das hofft der Flüchtling von der Elfenbeinküste zumindest. In Winsen bei Hamburg haben die evangelische Kirche und die Stadt im Februar ein neues Projekt für Flüchtlinge gestartet: Ein halbjähriger Kurs soll zunächst 20 Männern, unter anderem aus Syrien, Afghanistan und dem Sudan den Weg in eine Berufsausbildung ebnen. Auch Darius Zozo ist dabei - er möchte gern Elektroniker werden.
„Ich habe Arme und Beine, ich habe Glück, ich möchte etwas machen“, sagt der Afrikaner. In seiner Heimat hat er Abitur gemacht und war Medizintechniker an einem Krankenhaus. Doch weil er sich politisch engagierte, war sein Leben bedroht. Da sein Lebenslauf beispielhaft für viele Teilnehmer ist, haben die Initiatoren das Modellvorhaben „Darius-Projekt“ genannt. „Wir haben aus der Sicht von Flüchtlingen überlegt, was sinnvoll ist “, erläutert der evangelische Superintendent Christian Berndt. Die Männer in dem Projekt sind alle älter als 21, bringen aus ihrer Heimat Qualifikationen mit und können sich gut auf Deutsch verständigen - eine Gruppe, für die es bisher laut Berndt kaum Angebote gibt.
Der von der Bundesagentur für Arbeit anerkannte Vorkurs zur Lehre verknüpft Sprachunterricht und Praktika. Angesichts des Fachkräftemangels sei es auch eine Chance für Unternehmen, in die Ausbildung von Flüchtlingen zu investieren, sagt Projekt-Koordinator Bernd Egert. „Viele haben Potenzial.“ Egert war bis zu seinem Ruhestand Staatsrat bei der Hamburger Wirtschaftsbehörde. Jetzt engagiert er sich ehrenamtlich im „Internationalen Café“, das die Kirche in Winsen als Treffpunkt für Einheimische und Flüchtlinge eingerichtet hat.