Startseite Archiv Tagesthema vom 07. Februar 2016

Neue Gestalt des Glaubens

Das Kloster Amelungsborn liegt westlich von Stadtoldendorf auf einer erhöhten Ebene zwischen Wäldern und Feldern. Es ist eine Gründung von Mönchen des Zisterzienserordens, die im Jahr 1129 aus dem Kloster Altenkamp am Niederrhein hier in die Nähe Holzmindens kamen. Entstanden ist der Mönchsorden der Zisterzienser um das Jahr 1100 in Frankreich. Seine ersten Äbte, zu denen Bernhard von Clairvaux gehörte (1090-1153), stellten die religiöse Einkehr, die Abgeschiedenheit von der Welt und die Einfachheit der klösterlichen Architektur ins Zentrum des monastischen Lebens.

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Die Klosterkirche Amelungsborn bei Holzminden hat am Freitag eine rund 29 Meter hohe Turmspitze aus Stahl bekommen. Der Turm stelle die Silhouette des Klosters wieder her, sagte der Hildesheimer evangelische Regionalbischof und Abt des Klosters, Eckhard Gorka. „Ich bin froh, dass das Kloster bald wieder optisch und akustisch als Gestalt des Glaubens und als ökumenisches Wahrzeichen erkennbar ist.“

Insgesamt ist der Turm des Zisterzienserklosters, das als eines der ältesten in Niedersachsen gilt, nun etwa 55 Meter hoch. An den Kosten für den Wiederaufbau von 1,1 Millionen Euro beteiligen sich die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, die Klosterkammer Hannover und die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.

Der ursprüngliche spitze, achteckeige Turm der 880 Jahre alten Klosterkirche wurde bei einem Brand im 16. Jahrhundert zerstört. Ein 1684 errichteter barocker Dachreiter musste 2007 abgenommen werden, weil er in die Kirche zu stürzen drohte. Seitdem sind auch die in den 1960er Jahren installierten Glocken nicht mehr zu hören.

Den Wiederaufbau leitete der Hamburger Architekt Professor Bernd Hirche, der bundesweit bereits zahlreiche Kirchen saniert oder neu gebaut hat. Der schmale, spitze Entwurf knüpfe an das alte Ideal der Zisterzienser an, hieß es. Die Turmspitze bestehe aus Stahl, der mit einer rötlich-braunen Rostschutzschicht überzogen sei und daher besonders zum Sandstein der Klosterkirche passe.

Die Klosterkirche zu Amelungsborn wurde 1135 noch zu den Lebzeiten des Abtes und Predigers Bernhard von Clairvaux (1090-1153) geweiht. Er war der Gründer des Zisterzienserordens. Nach dem Kloster Walkenried im Harz ist Amelungsborn die älteste Gründung des Zisterzienserordens in Niedersachsen. Die Kirche und das Klostergelände entsprechen noch heute in ihrer Anlage exakt den Musterplanungen, die der Orden im Mittelalter für Klostergründungen vorgesehen hatte. 1586 wurde das Kloster evangelisch.

epd

Der neue Vierungsturm, der nach einem Entwurf des Architekturbüros Prof. Dipl. Ing. Bernhard Hirche aus Hamburg aufgebaut wird, knüpft an das alte zisterziensische Ideal an. Er wird wie ein Himmelszeiger schlank auf dem Dach der Klosterkirche aufragen und die inzwischen drei Glocken der Klosterkirche tragen. Deren Schall wird durch die innere Struktur des Turmhelms weitergeleitet und nach außen durch Schalllamellen abgestrahlt.

Mit seiner spitz zulaufenden Höhe wird der neue Turm deutlich ins Auge fallen als Himmels- und Wegmarke zwischen Wäldern und Feldern des Weserberglands. Die Mitglieder der Klostergemeinden Amelungsborn und Stadtoldendorf und Wanderer auf dem Pilgerweg vom Kloster Loccum am Steinhuder Meer zum Kloster Volkenroda in Thüringen, der über das Kloster Amelungsborn führt, werden den Himmelszeiger schon von weitem bemerken. Sie werden sich über seinen Anblick freuen und darüber, eine Etappe des Wegs gemeistert zu haben.

All die vielen Reisenden im Auto, unterwegs von Holzminden nach Hildesheim, wird der Turm einladen, kurz innezuhalten. Der neue Vierungsturm lässt erkennen, dass die Landschaft, durch die wir heute so schnell hindurchreisen, von der Gemeinschaft eines Klosters geformt ist. Für die Tagungsgäste im Kloster Amelungsborn schließlich wird der Turm Landmarke und Orientierung sein. Bei einem Spaziergang rund um das Kloster werden sie gern zu ihm zurückkehren.

Schönheit durch Reduktion

Grundlage der Entwurfsidee für den neuen Dachreiter sind die Prinzipien des Zisterzienserordens, Schönheit und Wahrheit durch Reduktion auf das Wesentliche, funktional Notwendige, Einfachheit, Licht und Raum, weitgehender Verzicht auf bildhafte Darstellungen und Ornament, Abstraktion. Diese Gedanken und Werte sind zeitlos und lassen eine moderne Interpretation historischer, zisterziensischer Dachreiter zu.

Der oktogonale, schlanke, ca. 23 m hohe Turm einschließlich Kreuz aus einer wetterfesten, tragenden Cortenstahlhülle führt die First- und Kehllinien vom Längs- und Querschiff der Klosterkirche steil nach oben und durchstößt die Silhouette der bewaldeten Hügel der Umgebung in den Himmel.

Im Schaft des Turmes befindet sich die Glockenstube mit drei Glocken, horizontale Schalllamellen bilden formal einen Sockel und vermitteln zwischen Kirchendach und Turmhelm.

Die Farbe der Cortenstahloxydschicht des Turmhelmes nimmt die Farbe des Sandsteines der Wände und des Daches der Kirche auf und bildet eine Einheit von Alt und Neu.

Der alte Turm

Ein einfacher Vierungsturm war ursprünglich auf der Klosterkirche Amelungsborn zu finden. In ihm hing die Glocke, die die Mönche zu den Gebets- und Arbeitszeiten rief. Mit Hilfe eines langen Seils konnte diese direkt aus dem Kirchenschiff geläutet werden.

Jahrhundertelang gab der Klang der Klosterglocke die Struktur des Tages vor. Jahrhundertelang haben die Augen der Mönche auf das spitze Türmchen geschaut, zufrieden oder müde nach der Arbeit des Tages. Für sie war der Turm gleichzeitig Himmelszeiger, Orientierungshilfe zwischen Wäldern und Feldern und akustischer Strukturgeber. Damit symbolisierte er die Verbindung aus einem klaren Hinweis auf Gott und aus praktischem, klösterlichem Leben. Das war das, was als Ideal der Zisterzienser zählte.

Die Jahrhunderte brachten Veränderungen im Leben und im Aussehen des Klosters Amelungsborn. Der alte Vierungsturm stürzte bei einem Brand ein und wurde 1684 durch einen neuen Turmhelm im Barockstil ersetzt. Dieser mit Metallschindeln verkleidete Turm überstand dann bis in moderne Zeiten.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Klosterkirche Amelungsborn durch Bombardierungen schwer beschädigt. Die Reparaturen der Nachkriegszeit erfolgten notdürftig und zogen Folgeschäden nach sich.