Startseite Archiv Tagesthema vom 10. September 2015

„Zusammen besser leben“ - Teil 5

„Zusammen besser leben“ lautet das Motto des Aktionsprogramms der diesjährigen landesweiten „Woche der Diakonie“. Da der Umgang mit Flüchtlingen derzeit eines der wichtigsten Themen in Kirche und Gesellschaft ist, berichtet die Redaktion der Tagesthemen bis zum Wochenende täglich: Erstversorgung und Aufnahme, Integration auf dem Arbeitsmarkt, Sprache und Schulbildung, Verantwortung der Kirchen...

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Die christlichen Kirchen haben nach den Worten von Landesbischof Ralf Meister aus Hannover eine besondere Verantwortung für den Erhalt des Stadtfriedens.

Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Konfessionen sei daher eine unerlässliche Voraussetzung auch für den Stadtfrieden, sagte Meister in Hamburg. „Dass man an unterschiedlichen Orten betet, bedeutet nicht, dass man nicht gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit in der Stadt eintreten kann.“

Die Evangelische Akademie der Nordkirche hatte den zweitätigen Kongress „Zwischen Babylon und Jerusalem“ zum Thema Kirche und Stadt veranstaltet. Dabei ging es auch um die Perspektiven der kirchlichen Arbeit in der Stadt. Meister war von 1992 bis 1996 Geschäftsführer der Arbeitsstelle „Kirche für die Stadt“ an der Universität Hamburg.

Das Christentum ist nach den Worten des Landesbischofs von Beginn an eng mit der Entwicklung von Städten verknüpft. Die Ausbreitung des Evangeliums sei vor allem dort vorangetrieben getrieben worden. „In Städten entsteht aus dem Gemisch von verschiedenen Kulturen, von neuen Überzeugungen und alten Traditionen, das Material für große Weltdeutungen.“

Wesentliches Merkmal der Stadt sei die Begegnung mit dem Fremden. „Die Integration des Fremden ist die Utopie der Stadt“, sagte Meister. Aktuell gehöre es zu den drängendsten Herausforderungen für die Städte, wie die Integration von fremden Menschen gelingen könne.

Eine aktuelle Studie belege, dass gut integrierte Migranten größere Vorbehalte gegenüber neuen städtischen Mitbewohnern hätten als „waschechte Hamburger“.

Das Leben in den Städten werde auch zukünftig mit massiven Zumutungen verbunden sein, prognostizierte der Landesbischof. Als Beispiele nannte er räumliche Enge, isolierte Existenzweise, soziale Spaltung, öffentliche Konflikte und Verelendung.

„Zwischen 100.000 fremden Menschen zu leben, lässt keine Vertrautheit entstehen“, sagte Meister. „Die Stadt als Ganze überfordert jeden.“ Zum Auftrag der Kirche gehöre daher ihre Gemeinschaft für das „größere Ganze“.

epd
„Menschen, die zu uns kommen, die als Asylbewerber anerkannt sind und eine Arbeitserlaubnis haben, sollten auch Freiwilligendienst machen können.Viele Flüchtlinge wollen sich engagieren und mit anpacken. Dieses Potenzial wollen wir nutzen.“
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD)

„Es gibt zu viele Menschen in Deutschland, die Fremden und Flüchtlingen mit Hass und Aggression begegnen. Wenn Sie nicht zu diesen Menschen gehören, können Sie es mit diesem Profilbild auf Facebook, auf Twitter und überall sonst zeigen!“

Mit diesen Worten hat das Internetportal evangelisch.de seine Facebook-Aktion für Flüchtlinge gestartet. Seit Ende August steht auf der evangelisch.de Fanpage ein selbstgestaltetes Profil- und Titelbild mit dem Schriftzug „REFUGEES WELCOME“.

Transparent und unkompliziert

Die drei katholischen Bischöfe in Niedersachsen haben anlässlich der Landtagsdebatte über die Flüchtlingspolitik eine neue Willkommenskultur gefordert. Sie dürfe nicht nur für die Menschen gelten, die dem Land und seinem Wohlstand nutzten, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichen gemeinsamen Erklärung. Sie ist unterschrieben von Franz-Josef Bode (Osnabrück), Norbert Trelle (Hildesheim) und Heinrich Timmerevers (Vechta).

Für eine solche Willkommenskultur müssten die Politiker in Niedersachsen und Deutschland die Rahmenbedingungen schaffen. „Menschen dürfen nie auf ihren Nutzen reduziert werden. Das ist menschenunwürdig und unchristlich“, mahnten die Bischöfe. In erster Linie müsse der Schutz den Schwachen und Verletzten an Leib und Seele gelten, die Krieg und Terror entflohen seien.

Ein neues Einwanderungsgesetz sei dringend notwendig, heißt es in dem Schreiben. Es könne „Deutschland als offenes Land zeigen und zugleich den Druck der illegalen Migration mindern“. Die Bischöfe warnten davor, das individuelle Grundrecht auf Asyl gegen das Thema der Arbeitsmigration auszuspielen. „Deutschland braucht eine Neugestaltung der Zuwanderung mit einfachen, transparenten und unbürokratischen Regeln.“

Die Bischöfe wünschten sich zudem von den Politikern aller Parteien ein ernsthaftes gemeinsames Bemühen um Lösungen für die aktuellen Herausforderungen. Sie müssten etwa ausreichend winterfeste Unterkünfte für die Flüchtlinge schaffen, für mehr Sprachunterricht sorgen und die unbürokratische Vermittlung von Arbeit unter fairen Bedingungen ermöglichen. Die jüngsten Beschlüsse der Landesregierung seien dazu ein erster wichtiger Schritt.

epd