Der Exodus der Flüchtlinge fordert schnelle Reaktionen
Nach langem Leidensweg teils auch zu Fuß über Ungarn und Österreich nach Deutschland haben am Sonntag knapp 900 Flüchtlinge Niedersachsen erreicht. Sie sind am Sonntag Früh (6. September) am Braunschweiger Hauptbahnhof angekommen, sagte Matthias Eichler, Sprecher des Innenministeriums. Allein 500 seien mit Bussen zu Notunterkünften nach Lüchow weitergereist. Weitere seien in Braunschweig, Hannover und Hameln untergekommen. „Wir haben alle untergebracht“, betonte Eichler.
In Lüchow beziehen die Flüchtlinge nach nur 18-stündiger Vorbereitung auch durch ehrenamtliche Helfer in einem Gebäude der Polizei Quartier, das früher für die Unterbringung von Polizisten bei Castor-Transporten genutzt wurde. Die Johanniter-Unfall-Hilfe hat die Versorgung übernommen. „Zahlreiche Helferinnen und Helfer kümmern sich darum, dass die ankommenden Flüchtlinge ausreichend verpflegt und medizinisch versorgt werden“, sagte der Sprecher der Zentralen Polizeidirektion Hannover, Karsten Wolff.
„Für uns ist das innerhalb weniger Tage ein enormer organisatorischer und vor allem personeller Kraftakt“, sagte der Leiter des Koordinierungsstabes zur Flüchtlingsaufnahme, Friedhelm Meier. In Zusammenarbeit mit den Kommunen und Hilfsorganisationen sei es gelungen, die unerwartet angekommenen Flüchtlinge aufzunehmen. Innerhalb der vergangenen Woche hat das Land Niedersachsen eigenen Angaben zufolge zur Entlastung seiner Erstaufnahmeeinrichtungen bis heute rund 2000 zusätzliche Plätze für Flüchtlinge geschaffen.
Auch das Land Bremen beteiligt sich an der Aufnahme der Flüchtlinge, die am Wochenende über Ungarn zunächst in München eintrafen. 70 bis 100 Menschen sollten Schätzungen zufolge möglicherweise noch im Laufe des Sonntags am Bremer Hauptbahnhof ankommen. Sie sollen dann zunächst in einer Halle auf dem Gelände des Polizeipräsidiums in der Bremer Vahr untergebracht werden, sagte ein Sprecher der Sozialbehörde dem epd. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) kümmert sich vor Ort um die Versorgung.
Sie sei stolz auf die Solidarität vieler Institutionen, mit der innerhalb weniger Stunden dieses Hilfenetz aufgespannt worden sei, sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne). „Es ist ein Akt der Solidarität unter den Ländern und damit eine Selbstverständlichkeit, dass wir Bayern in dieser Situation nach unseren Möglichkeiten unterstützen.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zur Unterbringung und Integration von Flüchtlingen in einem Video-Podcast gesagt, es müsse „jede Ebene - Länder, Kommunen und auch der Bund - ihren fairen Anteil tragen“. Es gehe um eine nationale Aufgabe.
epd