Startseite Archiv Tagesthema vom 12. August 2015

Wiederentdeckte Freiheit

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Der Urlaub bedeutet nach Ansicht des Tourismus-Seelsorgers Klaus Stemmann für viele Menschen auch eine wiederentdeckte Freiheit. „Sie können das weglassen, was sie alltäglich einengt. Seien es die Konventionen im Beruf oder der tägliche Rhythmus“, sagte der Leiter der evangelischen Urlauberseelsorge in der hannoverschen Landeskirche im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Es sind oft die einfachen Dinge, wie zum Beispiel später und länger frühstücken zu können. Dazu muss man nicht einmal wegfahren.“

Diese Freiheit müsse jedoch gestaltet werden, mahnte Stemmann. „Der Meister seiner Freiheit ist jeder Mensch selbst.“ Für manche sei es auch bedrohlich, wenn der Alltagstakt wegfalle, berichtete er. Das erführen die Urlauberseelsorger immer wieder in Gesprächen. Stemmann rät dazu, den Alltag erst mal ausklingen zu lassen und ruhig ein paar Tage zu verbummeln. Das könnten auch das größte touristische Angebot und die beste Animation nicht ersetzen.

Stemmann warnte zugleich vor zu großen Erwartungen. Wie das Weihnachtsfest sei auch die Ferienzeit oft damit aufgeladen. „Der Urlaub soll dann alles heilen.“ Probleme ließen sich jedoch nicht einfach wegdrücken, sondern klopften immer wieder an. Dann sollten die Urlauber sich entscheiden, entweder eine Sache anzugehen, oder sich zunächst bewusst davon zu verabschieden. Dabei seien kleine Schritte und Rituale hilfreich.

Entsprechend seien es oftmals die eher unaufdringlichen Angebote der Urlauberseelsorge, die viele Menschen ansprächen. „Eine offene Kirche, in die ich mich hinsetzen kann, kann helfen, dass ich zur Ruhe komme.“ Auch kleinere Pilgerwege, wie sie mittlerweile auf den Inseln oder in manchen Städten gebe, seien beliebt. Die Urlauberseelsorger böten zudem an, im Strandkorb oder auf der Parkbank ungezwungen ins Gespräch zu kommen. „Es ist manchmal leichter, mit jemandem zu reden, der im Alltag weit weg ist“, sagte Stemmann. „Das sind Freiheitsangebote, ohne dass dieses Etikett dransteht.“

epd-Gespräch: Karen Miether