Schild: Welche Herausforderungen sehen Sie in Richtung Gesellschaft und Bürgerinitiativen?
Klostermeier: Ein Schwerpunkt liegt bei den Jüngeren. Was beschäftigt sie? Wenn sie sich für das Gemeinwohl interessieren, so habe ich festgestellt, liegt ihnen sehr viel an Umweltpolitik und Nachhaltigkeit. Hier erlebe ich bei den jungen Menschen einen großen Wunsch und Willen etwas zu gestalten. Das würde ich gern unterstützen.
Schild: In der Evangelischen Zeitung in der Rubrik „Meine Meinung“ haben Sie geschrieben, dass es Demut und keine Rechthaberei braucht, wenn man seine Haltung äußert. Und, dass Sie in der Hinsicht noch dazulernen müssten...
Klostermeier: Ich glaube, ich gehöre auch erstmal gerne zu den Rechthaberinnen (lacht). Und dann ist es so, dass man als Pastorin lernt, Deutungshoheit für sich in Anspruch zu nehmen. Bei der Predigt zum Beispiel. Aber es ist wichtig, dies an bestimmten Stellen zu relativieren. Nicht um die eigene Position einzuebnen, aber schon, um deutlich zu machen: es gibt auch andere Sichtweisen, und ich bin bereit, mich für unterschiedliche Perspektiven zu öffnen.
Schild: Ihr Fazit des Kommentares war: „Die Kirche braucht mehr Small Talk.“ Zu welchen Themen passt diese Art des miteinander Redens?
Klostermeier: Gerade Themen, die ernst sind, würde ich gern unkonventioneller denken. Denn vielleicht kann man wichtige Themen auf spielerische Art noch ernster nehmen. „Was bedeutet die Abstimmung der Iren für Positionen in unserer Gesellschaft?“ würde sich für Small Talk gut anbieten. Auch das Thema Flüchtlinge, weil es Viele beschäftigt und weil es hoch aufgeladen ist. Allerdings, auch Small Talk muss man lernen...
Schild: Einer Ihrer Studienschwerpunkte war auch der Bereich Soziologie. Gibt es von Ihrer Seite den Wunsch, dahin Brücken zu schlagen?
Klostermeier: Ich versuche gerade, konkret Verbindungen herzustellen. Mich interessieren vor allem die Bereiche, in denen Kirche mit anderen Akteuren im gesellschaftlichen Feld zusammenarbeitet. Bürgerinitiativen, Vereine, Einzelpersonen, über all dort, wo es um etwas Gemeinsames geht. Vor allem in den Bereichen Umwelt und Diakonie. Aktuell interessant sind natürlich die Vorbereitungen zum Reformationsjubiläum 2017, das ja von Vielen getragen und gestaltet wird. Es ist hier in Osnabrück eine Veranstaltung von Kirche und Stadt.
Schild: Was macht Osnabrück zu einem besonderen Ort der Reformation und zu einem Ort der Ökumene?
Klostermeier: Osnabrück ist durch den Westfälischen Frieden ein historisches Beispiel für die gelebte Gleichheit der Konfessionen. Das ist bis heute spürbar. Im öffentlichen Bereich wird darauf geachtet, die evangelische und katholische Konfession gleichermaßen zu berücksichtigen. Was mir besonders auffällt: es gibt ein sehr offenes, freundliches Entgegenkommen zwischen beiden Kirchen. Wobei ich mit „evangelisch“ auch die reformierte Kirche meine. Und es scheint mir, dass die Zukunft eine gemeinsame sein kann. Es geht schon jetzt um eine große Perspektive des Gemeinsamen.
Schild: Was meinen Sie konkret mit „gemeinsam“? Eine „ökumenische Kirche“?
Klostermeier: Vielleicht ist es visionär, aber es gibt tatsächlich eine Grundhaltung, die nicht davon ausgeht: „Ihr müsst so werden wie wir“, sondern die sich auf das bezieht, was die Kirchen eint. Eine „ökumenische Kirche“ irgendwann, warum nicht?
Schild: Moderne Kommunikationsformen, Internet, Social Media. Wie wichtig ist das für Ihre zukünftige Arbeit im Sprengel Osnabrück?
Klostermeier: Ich hatte in Berlin eine junge Öffentlichkeitsbeauftragte, die sofort Facebook eingerichtet hat und mich davon überzeugt hat, wie wichtig das ist. Ich habe gesehen, wieviel darüber an Kommunikation entsteht. Aber diese Medium braucht Aufmerksamkeit und Pflege und die muss auch sichergestellt werden.
Redakteurin Diana Schild (EMSZ) traf Dr. Birgit Klostermeier zum Gespräch in den neu rennovierten Räumen der Landessuperintendentur in Osnabrück