Gedenken an Deportation der Armenier vor 100 Jahren
Zum 100. Mal jährt sich der Beginn der Deportation der Armenier aus Istanbul und den Dörfern und Städten Ostanatoliens am 24. April. Durch Deportationen, Hinrichtungen und Massaker kamen vor 100 Jahren schätzungsweise 1.000.000 bis 1.500.000 Armenier um. Die politischen Initiatoren flohen zum Ende des Ersten Weltkrieges aus dem Land und wurden von einem Militärgericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Noch heute erkennt die Türkei die „Geschehnisse von 1915“ - so die offizielle Bezeichnung - nicht als Völkermord an. Auch die Rolle der Deutschen bei den Geschehnissen ist bislang wenig im Bewusstsein: über 800 Militärberater befanden sich zu der Zeit im Gebiet der heutigen Türkei und wurden Zeugen und zum Teil sogar Mittäter der „Klärung der Armenienfrage“.
Angesichts der Vertreibung und Ermordung des armenischen Volkes prägte Raphael Lemkin 1933 den Begriff des „Völkermords“, der erst 1948, nach den völkerrechtlichen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg, von den Vereinten Nationen anerkannt wurde.
Am 19. April äußerte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, in einer Sonntagszeitung: „Wir können doch nur aus der Geschichte lernen, wenn wir Völkermord auch Völkermord nennen. Als Deutsche haben wir schließlich auch gelernt, dass die Ermordung von Millionen Juden Völkermord war, dass wir tiefe Schuld auf uns geladen haben.“
Nach aktuellen Presseangaben nennt die Bundesrepublik das Vergehen eine „planmäßige Vertreibung und Vernichtung von über einer Million Armeniern“.
Der Verein „Begegnung – Christen und Juden Niedersachen“, dessen Studienleiterin Professorin Ursula Rudnick ist, unternahm kürzlich eine zwölftägige Studienreise nach Armenien und machte sich ein Bild der Lage heute vor Ort. Der Verein wird in nächster Zeit für ein Projekt sammeln: Gemeindeglieder der jüdische Gemeinde in Eriwan sollen Medikamente bekommen.