Als Kind inhaftierte KZ-Überlebende kommen zum 70. Jahrestag der Befreiung nach Bergen-Belsen
Yvonne Koch spürt schon auf dem Weg durch die Heide, wie ihre Beklemmung wächst. „Es bedrückt mich jedes Mal“, sagt sie. Dennoch will sie von ihrem Wohnort Düsseldorf nach Bergen-Belsen bei Celle fahren, wenn am 26. April neben Politikern wie Bundespräsident Joachim Gauck auch Überlebende an die Befreiung des Konzentrationslagers vor 70 Jahren erinnern. Die heute 81-Jährige gehörte zu den Kindern, die den Schrecken des Lagers oft jahrelang durchleiden mussten. Das Gedenken sei ihr wichtig, betont sie, auch wenn es schmerzt: „Diesen Rucksack kann man nicht ablegen.“
Bei der Befreiung des Konzentrationslagers am 15. April 1945 fanden britische Soldaten Tausende unbestattete Leichen und Zehntausende todkranke Menschen vor. Auch Yvonne Koch lag da: ein elfjähriges Mädchen durch Flecktyphus im Koma, krank von der Kälte, dem Schmutz und einem unbeschreiblichen Hunger. „Eine Minute vor zwölf haben die Engländer mich gerettet“, erinnert sie sich. Rund 3.000 Mädchen und Jungen unter 14 Jahren waren nach Schätzungen von Historikern in den letzten beiden Jahren in Bergen-Belsen eingesperrt, die meisten kamen aus jüdischen Familien.
Auch Anne Frank, deren Tagebuch weltberühmt wurde, und ihre Schwester Margot starben in Bergen-Belsen. Etwa 100 Kinder wurden im Lager geboren, viele von ihnen überlebten nicht. „Die beiden jüngsten Häftlinge waren einen Tag alt, als die Briten das Lager befreiten“, sagt der wissenschaftliche Leiter der Gedenkstätte, Thomas Rahe.