Startseite Archiv Tagesthema vom 24. März 2015

Was bleibt ist der Beistand

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24. März kurz nach 11:00 - erste Meldungen treffen am Flughafen Hannover ein, dass etwas ganz Schlimmes geschehen sei. Es wird befürchtet, dass eine Germanwings-Maschine abgestürzt sei. Schnell bestätigt sich diese Nachricht. 150 Menschen waren an Bord. Sie werden wohl tot sein.

Bei allen, die am Flughafen arbeiten, laufen innerlich Bilder des Schreckens ab. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Germanwings und der Lufthansa sind kaum in der Lage zu arbeiten. Ich muss sofort an meinen Kollegen Detlev Toonen aus Düsseldorf denken. Ich weiß genau, in welchem Ausnahmezustand er sich jetzt befindet. So oft haben wir das geprobt, Abläufe durchgespielt, Übungen abgehalten, Verabredungen getroffen und Mitarbeiter geschult. Und jetzt ist es plötzlich ernst. Der Fall, für den wir immer geübt haben, der aber hoffentlich nie eintreten sollte, ist jetzt da.

Den ersten Pressemeldungen kann ich bereits entnehmen, dass die Notfallseelsorge in Düsseldorf vorbildlich funktioniert. Die Angehörigen werden separiert. Den Medien wird der Zugriff auf sie unmöglich gemacht. So können Angehörige und Seelsorger ganz unter sich bleiben und versuchen das Geschehene zu fassen.

Von Hannover-Langenhagen her weiß ich, wie gut die Flughäfen darauf vorbereitet sind. Ich weiß aber auch, wie ohnmächtig wir uns dabei fühlen. Wir können das tragische Geschehen nicht rückgängig machen. Die Nachricht von Überlebenden, die alleine Hoffnung stiften könnte, wird nicht kommen. Was bleibt ist der Beistand, das Aushalten an der Seite der Angehörigen. Und das Stoßgebet mit Bitte um Trost.

Ich gehe in die Kapelle am Flughafen und lese in der Altarbibel den Beginn des 121. Psalmes: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.“ Daran will ich mich klammern.

Ulrich Krämer, Pastor und Seelsorger am Flughafen in Hannover

Immer und immer wieder werden in der Zeit des Trauerns Bilder des verstorbenen Menschen vor Ihrem inneren Auge lebendig werden, Szenen Ihres gemeinsamen Lebens. Das ist gut so. Erinnern Sie sich. Was hat mir der verstorbene Mensch bedeutet? Was habe ich an ihm oder mit ihr verloren? Sich diese Fragen zu beantworten, sich den damit verbundenen Gefühlen zu stellen, gehört zu den Kernaufgaben der Trauerarbeit. Sie machen sich dadurch bewusst, welchen Sinn Ihre Geschichte mit dem verstorbenen Menschen für Ihr eigenes Leben hat und was Ihnen überhaupt im Leben wichtig und wesentlich ist. 

Die Notfallseelsorge ist ein ökumenisches Angebot der Kirchen, das Menschen in akuten Krisen wie Unglückfällen beistehen soll. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den Rettungs- und Hilfsdiensten.

Bundesweit gibt es kirchlichen Angaben zufolge derzeit schätzungsweise 250 Seelsorgegruppen mit rund 3.000 Mitarbeitern, die Opfern und Einsatzkräften zur Seite stehen.

Die planvoll organisierte Seelsorge in Notfällen und im Rettungswesen ist ein relativ neues Gebiet kirchlicher Seelsorge. Neben Pfarrerinnen und Pfarrern engagieren sich viele Ehrenamtliche in diesem Bereich, die speziell für diese Aufgabe geschult wurden. Seit 1998 sind die Notfall-Beauftragten der evangelischen Landeskirchen in der Konferenz Evangelischer Notfallseelsorger organisiert.

In Niedersachsen und Bremen halten sich nach Kirchen-Angaben mehr als tausend evangelische und katholische Pfarrer, Diakone und Ehrenamtliche mit einer speziellen Zusatzausbildung für Einsätze als Notfallseelsorger bereit.

epd

Gebet

Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.

Herr, höre meine Stimme!

Lass deine Ohren merken auf die Stimme meines Flehens!

Psalm 130 (1-2)

In Gebeten und Gedanken

Die Kirchen in Deutschland haben mit Trauer und Bestürzung auf den Absturz eines Germanwings-Airbus reagiert. Die evangelische und die katholische Kirche riefen zum Gebet für die Opfer und deren Angehörige auf. Die Nachricht von dem Unglück und dem Tod so vieler Menschen mache fassungslos, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Dienstag in Hannover: „In Gebeten und Gedanken sind wir bei den Opfern und ihren Angehörigen.“

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, sagte in Bonn, der Absturz habe Menschen plötzlich und unerwartet mitten aus dem Leben gerissen. „Wir gedenken der Opfer dieses Unglücks.“

Mitten im Leben der Tod

Dieser Absturz macht mit einem Schlag bewusst: Mein Leben kann von einer Minute auf die andere, von jetzt auf gleich, zu Ende sein. Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen.

Es ist diese Hilflosigkeit, die so schwer zu ertragen ist. Und die auch wütend macht. Wonach jetzt greifen? Was hält, wenn der Tod so zuschlägt?

Ich versuche es mit dem Glauben. Auch wenn das im ersten Moment kaum mehr ist als ein Strohhalm. Ich versuche es mit dem Glauben daran, dass Gott größer ist als der Tod, dass Gott uns immer umfängt, im Leben und im Tod. Für Gott ist der Tod nicht das letzte Nichts, sondern ein Tor zu ihm. Daran versuche ich mich zu halten, während meine beiden Beine fest auf der Erde stehen.

Aber ich weiß nicht, wie es wäre, wenn ich selbst in diesem Flugzeug gesessen hätte....

Pfarrer Stephan Krebs, Morgenandacht auf evangelisch.de, ausgestrahlt im Deutschlandfunk

Ein Kreuzweg?

Seit gestern zeigen die Kameras dieser Welt das Leid unserer Zeit. Im grellen Licht der Öffentlichkeit zeichnet sich ein Drama vor unseren Augen ab. Ein Flugzeug ist gestartet - und nicht angekommen. Menschen warten vergeblich auf Angehörige, sie kehren nicht zurück, unter ihnen Schüler und Babys.

„Flugzeugunglück in Südfrankreich: keine Überlebenden“: Diese erste Nachricht führt ins Grauen. Nach und nach erreichen uns Bilder aus den Bergen. Kaum erreichbar für die Helfer ist die Absturzstelle, dort finden sie nur Trümmer und Tod.