Startseite Archiv Tagesthema vom 22. März 2015

Das Gute selber tun

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Mehrere Tausend Menschen sind am Wochenende in Niedersachsen gegen Rechtsextremismus und Rassismus auf die Straße gegangen. Mehr als 1.000 Demonstranten wandten sich in Oldenburg gegen Rassismus und Diskriminierung. Zu der Kundgebung hatte ein breites Bündnis aus Politik, Kirchen, Religionsgemeinschaften und Gewerkschaften aus Anlass des internationalen „Tages gegen Rassismus“ aufgerufen. In Hildesheim protestierten rund 2.000 Menschen friedlich gegen einen Aufmarsch von Neonazis.

Das Hildesheimer „Bündnis gegen Rechts“ hatte zu der Demonstration in der Innenstadt aufgerufen. Bei der Kundgebung der Partei „Die Rechte“ unter dem Motto „gegen die Überfremdung des deutschen Volkes“, zählte die Polizei bis zu 100 Anhänger. Der evangelische Superintendent Helmut Aßmann wandte sich bei der Demonstration des „Bündnisses gegen Rechts“ gegen „die Parolen eines rückwärtsgewandten Nationalismus.“ Den Menschen, die Sicherheit und ein Auskommen suchten, dürfe nicht mit Angst, Hass oder Gewalt begegnet werden, sagte er den rund 2.000 Teilnhemern. „Die Welt wird nicht besser, in dem wir mit Eifer das Böse bekämpfen, sondern indem wir mit noch größerem Eifer das Gute selber tun.“

Der Frieden unter den Menschen sei zerbrechlich, ergänzte der katholische Hildesheimer Dechant Wolfgang Voges: „Gerade deswegen stehen wir mit allen Menschen guten Willens hier zusammen und erinnern uns gegenseitig daran, dass wir arbeiten, uns anstrengen und Rückschläge verkraften müssen, wenn es um eine gute Gemeinschaft miteinander geht.“

Mehrere Redner riefen in Hildesheim zu einer besseren Unterstützung von Flüchtlingen auf. Mit einer kreativen Spendenidee hat das „Bündnis gegen Rechts“ anlässlich der Demonstration mehr als 6.500 Euro für den niedersächsischen Flüchtlingsrat eingenommen. Es hatte die rund zwei Kilometer lange Route der Neonazi-Kundgebung symbolisch zu einem „unfreiwilligen Spendenlauf“ umfunktioniert. Für jeden gelaufenen Meter seien 3 Euro gespendet worden, sagte DGB-Sprecherin Regina Stolte.

Die Kundgebung in Oldenburg stand unter dem Motto „für ein solidarisches Oldenburg gegen jede Form der Ausgrenzung.“ „Rassismus ist kein Randthema von Rechtsradikalen“, mahnte dabei die Oldenburger evangelische Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk. „Rassismus hat einen gutbürgerlichen Mantel an“, sagte sie. „Gemeinsam wollen wir dafür sorgen, dass dieser abgelegt wird, um Rassismus zu enttarnen in unserem Denken, Reden und Handeln, damit wir besser erkennen und uns ändern können.“

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Mit einem ökumenischen Gedenkgottesdienst haben nach Veranstalterangaben rund 1.300 Menschen in Hildesheim an die fast vollständige Zerstörung der Stadt vor 70 Jahren erinnert. „Viele Wunden sind, so tief sie auch waren, inzwischen verheilt“, sagte der Hildesheimer evangelische Superintendent Helmut Aßmann bei der Feier auf dem Marktplatz. „Die Stadt ist seit langem wieder aufgebaut, weiterentwickelt, größer geworden.“ Mit dem zeitlichen Abstand gebe es immer weniger Zeitzeugen und direkt Betroffene, damit wandle sich auch die Form des Gedenkens.

„Die Ruinen waren nicht die Folge von Bomben und feindlichen Angriffen, sondern die Konsequenz einer geistigen Verirrung,“ sagte Aßmann. Das dunkle Erbe der Stadtgeschichte sei nicht nur moralische Verpflichtung, sondern auch Antrieb für künftiges Handeln. „Die auferbaute Stadt ist das Zeichen der Hoffnung, dass die Vergangenheit nicht unser Schicksal ist.“

Oberbürgermeister Ingo Meyer (parteilos) sagte, „heute besinnen wir uns auf das unvorstellbare Leid aller Opfer des Zweiten Weltkriegs.“ Es gelte, aus der Vergangenheit zu lernen. Die Demonstration am Vortag mit rund 2.000 Menschen gegen einen Neonazi-Aufzug wertete Meyer als Signal, dass Respekt und Verständigung in der Stadt einen hohen Stellenwert einnähmen.

Gemeinsam mit Aßmann und Meyer las unter anderem der katholische Stadtdechant Wolfgang Voges Auszüge aus Kirchenbüchern von 1945. An dem Gottesdienst beteiligte sich außerdem ein Chor von 120 Schülern des evangelischen Gymnasiums Andreanum. Zum Abschluss läuteten alle Hildesheimer Kirchenglocken, um den Aufbruch in das 1.200-jährige Jubiläumsjahr der Stadt zu symbolisieren. Eine mehr als sechs Meter hohe Stahlskulptur des Künstlers Gerd Winner wurde enthüllt.

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Tag gegen Rassismus

Der internationale Tag gegen Rassismus soll an das Sharpeville-Massaker in Südafrika erinnern. Polizisten erschossen am 21. März 1960 dabei 69 Menschen, die friedlich gegen das damalige Apartheid-Regime demonstrierten.

Der 21. März wurde später von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Tag zur Überwindung von Rassendiskriminierung“ erklärt. Rassistische Diskriminierung und Apartheid, so heißt es in der Resolution, seien eine Verleugnung der Menschenrechte und fundamentaler Freiheiten und Gerechtigkeit sowie ein Vergehen an der Menschenwürde.

1979 wurde dieser Gedenktag durch die Einladung der Vereinten Nationen an ihre Mitgliedsstaaten ergänzt, eine alljährliche Aktionswoche der Solidarität mit den Gegnern und Opfern von Rassismus zu organisieren.

Die „20. Internationalen Wochen gegen Rassismus“ sind in Deutschland am 16. März in Karlsruhe eröffnet worden. Unter dem Motto „Anerkennung statt Ausgrenzung“ werden nach Veranstalterangaben bis 29. März bundesweit mehr als 1.300 Veranstaltungen in 300 Städten und Gemeinden mit rund 100.000 Teilnehmenden angeboten.

In Deutschland werden die Aktivitäten rund um die Internationale Woche gegen Rassismus von dem 1994 gegründetem Verein „Interkultureller Rat in Deutschland“ koordiniert. Um die jährlichen „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ langfristig zu sichern, wurde im vergangenen Jahr in Frankfurt am Main eine Stiftung gegründet.

epd

Die Skulptur des Wortes