Startseite Archiv Tagesthema vom 12. März 2015

Ein Traumberuf

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Wer zufrieden durch sein Studium gehen will, sollte evangelische Theologie studieren. Drei von vier Studierenden sind nach einer Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft höchst zufrieden, das restliche Viertel ist zumindest noch halbwegs zufrieden, unglücklich sei niemand.

Und doch gebe es Studienabbrecher, „aber weniger als in anderen Fächern“, sagt Michael Wöller. Der Oberlandeskirchenrat ist im hannoverschen Landeskirchenamt für die theologische Ausbildung zuständig. Konkrete Zahlen ließen sich nicht ermitteln, aber die Schätzungen lägen bei zehn Prozent Abbruchquote. In anderen geisteswissenschaftlichen Fächern liege die Abbrecherquote bei 25 Prozent. Die Zufriedenheit habe aber Gründe, sagt Wöller. „Seit 1999 haben wir niemand mehr abgewiesen.“

Damit erinnert er an die Jahre davor, als „wir 211 geeignete Kandidaten nicht übernehmen konnten“. Das sei eine harte Entscheidung gewesen, die den Verantwortlichen schwergefallen sei, die sich aber im Nachhinein als richtig erwiesen habe. Wöller verweist auf die rheinische Landeskirche, die zunächst alle Vikare nach dem zweiten theologischen Examen eingestellt habe, „für zwölf Jahre in funktionalen Diensten“. Nun stehe die Kirche aus finanziellen Gründen vor der undankbaren Aufgabe, 250 dieser jungen Theologen zu entlassen.

Ihn freue, sagt Wöller, dass von den vor 20 Jahren nicht übernommenen jungen Theologen die meisten einen anderen befriedigenden Beruf gefunden und auch nicht den Kontakt zu ihrer Kirche verloren hätten. Nicht wenige hätten sich sogar ins Ehrenamt ordinieren lassen und stünden für Seelsorge, Gottesdienste und Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen zur Verfügung. Dennoch gebe es immer wieder Einzelne, die „die damaligen Verletzungen nicht vergessen haben, vor allem, wenn gleich ganze Familien davon betroffen waren“. Doch nur für fertig ausgebildete Theologen, die nach 1966 geboren wurden, bestehe angesichts der anlaufenden Pensionierungswelle die Chance, noch einmal in den Beruf einzusteigen. 100 aus Altersgründen ausscheidenden Pastoren stünden derzeit nämlich nur 35 Vikare gegenüber. Das Verhältnis werde noch Jahre ähnlich ungünstig bleiben.

Wöller sieht keine Gründe, sich nicht für das Pfarramt zu entscheiden. „Jeder, der das Studium aufnimmt und mit dem zweiten Examen die Ausbildung beendet, kann fest damit rechnen, übernommen zu werden.“ Und Einschränkungen, etwa bei der Wahl der Landeskirche, gebe es nicht mehr. „Wer von Norddeutschland nach Bayern wechseln will oder aus Sachsen nach Hannover, dem werden keine Steine in den Weg gelegt.“ Im Gegenteil, es sei eine „gesunde Konkurrenz unter den Landeskirchen um die besten Kandidaten entstanden“. Sie könnten durchaus wählen, und da seien nicht zuletzt die unterschiedliche Bezahlung und Aufstiegsmöglichkeiten entscheidend.

Sicher gebe es auch Klippen auf dem Weg zum Traumberuf Pastor, räumt Wöller ein. Da stünden zum Beispiel am Beginn die drei Sprachen Latein, Altgriechisch und Hebräisch. Doch dafür gebe es gute Seminarangebote in den ersten Semestern, in Göttingen sogar Kurse in den Semesterferien vor Studienantritt.

Ähnlich sei es auch an anderen theologischen Fakultäten, von denen es 19 bundesweit gibt. Ihre Zahl werde sich aber sicher angesichts zurückgehender Studienanfängerzahlen verringern, meint Wöller. Die hannoversche Landeskirche sei gut beraten gewesen, sich mit der Fakultät in Göttingen auf nur einen Standort festzulegen. Andere Kirchen haben mehrere; in der Nordkirche sind es mit Hamburg, Kiel, Rostock und Greifswald gleich vier. „Der Abbau wird hoffentlich nicht dem Zufall überlassen“, meint Wöller, zumal im Osten Deutschlands auf engstem Raum noch die Fakultäten in Halle, Jena und Leipzig dazu kämen.

Unverständlich ist für den hannoverschen Ausbildungsreferenten, dass unlängst in Bayern mehr als die Hälfte eines Studienjahrgangs die Prüfung zum Ersten Staatsexamen – die Voraussetzung zum praktischen Teil der Pfarrersausbildung, dem Vikariat – nicht bestanden beziehungsweise gar nicht erst angetreten haben.

Wöller ist auch kein Freund von Zwischenprüfungen wie etwa den „Assessment Centers“, die in einigen anderen Landeskirchen angewandt werden. In diesem Personalauswahlverfahren werden schon während der Ausbildung die geeigneten Kandidaten ausgewählt und anderen geraten, eine Alternative zu suchen. „Wir setzen mehr auf die Beratung und Begleitung während Studium und Vikariat.“ Die geringe Durchfallerquote gebe ihm Recht.

Michael Eberstein, Chefredakteur Evangelische Zeitung

„Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt, so soll das Wort sein, das aus meinem Munde geht…“ (Prophet Jesaja)

Wörter machen lebendig. Sie können uns sagen, wie schön wir sind. Können voller Schnee und Sonne sein. Funken schlagen. Sprudeln. Sprühen. Bilder aus Licht und Wärme schaffen.

Wer hat schon mal eine Jugendandacht selbst gestaltet? Vielleicht für Konfirmandinnen und Konfirmanden oder im Rahmen eines Jugendgottesdienstes oder bei anderer Gelegenheit?

Die schwerste Entscheidung des Lebens

„Ach, Sie haben Theologie studiert?“ Sören ist Garten- und Landschaftsbauer und hört diese erstaunte Frage häufiger. Wenn er bei den Kunden, die sich gerade einen neuen Garten anlegen lassen, auf dem Boden kniet, kommt es schon mal zum kleinen Plausch. Wenn die Allgemeinplätze wie Wetter abgearbeitet sind, taucht dann schon mal das Interesse an dem jungen Mann auf, der da in der Erde wühlt. „Warum sind Sie dann nicht Pastor geworden?“

Ja, warum? Diese Frage stellt sich Sören selbst häufiger. Im Rückblick kann er gar nicht den einen Moment nennen, der seinen Traumberuf wie eine Seifenblase platzen ließ. Sicher, er musste sich ganz schön quälen. Vor allem in den ersten beiden Semestern. Er musste drei „alte“ Sprachen büffeln. Latein ging ja noch, er hatte ja Französisch gelernt. Aber Hebräisch und Griechisch?

Doch mit einem tüchtigen Tutor hatte Sören die Sprach-Hürde genommen. Von nun an ging es eigentlich recht flott voran. Sören nutzte die Freiräume, die das Theologiestudium anbot, setzte bei der Fächerwahl eigene Schwerpunkte, diskutierte mit Kommilitonen. Dabei spürte er, dass er mit seiner Frömmigkeit, wie er sie zu Hause kennen und lieben gelernt hatte, ein Außenseiter war.

Ein Kreationismusanhänger ist er nie gewesen, aber die Art und Weise, wie seine Professoren und Mitstudenten den Wortlaut der Bibel immer wieder „im Kontext unserer Zeit“ interpretierten, das störte ihn schon. Und er fühlte sich provoziert, Kontra zu geben. Obwohl er spürte, dass er sich selbst damit in eine Ecke drängte, in der er sich nicht wohl fühlte, konnte er nicht anders.

Theologie studieren

Muss ich gläubig sein, um Theologie zu studieren? Was macht man eigentlich so den ganzen Tag, wenn man Theologie studiert? Verliere ich den Glauben, wenn ich Theologie studiere?

Das Theologiestudium fordert die eigene Person und deren Einstellung zur Welt und zu Gott heraus. Es fragt nach und verändert. Theologie und Biographie sind eng miteinander verknüpft. Das alles und noch viel mehr.

Vikariat und Pastorin oder Pastor werden, an der Uni bleiben und promovieren, einen interessanten Beruf suchen - die Möglichkeiten nach dem Studium sind mittlerweile vielfältig.