Startseite Archiv Tagesthema vom 06. März 2015

Herausgerufen

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Der Predigttext macht nicht gerade Mut zur Nachfolge. Jesus zeigt sehr deutlich auf, womit man zu rechnen hat: keinen Platz zum Schlafen, radikale Abwendung von Sitten und Gebräuchen und die Trennung von der Familie und den Verwandten. Bei dieser Schärfe überlegt man sich, ob man in die Nachfolge Jesu tritt.

Die Evangelien berichten immer wieder davon, dass auch seine Jünger an ihrem Entschluss zur Nachfolge gezweifelt haben. An einer Stelle fragt Petrus, was er wohl für seine Nachfolge bekomme, an einer anderen Stelle erwarten einige Jünger, dass sie im Himmel an der Seite Jesu sitzen werden. Was es mit dem „Reich Gottes“ auf sich hat, das scheinen auch die Jünger, trotz der unmittelbaren Nähe zu Jesus, nicht verstanden zu haben. Sie fragen nach Belohnung und adelnder Auszeichnung.

Das Reich Gottes ist vielmehr eine Größe, die dem gewöhnlichen Leben konträr entgegensteht. Es ist ein Leben in und mit Gott. „Das Reich Gottes ist in euch“, sagt Jesus den Pharisäern, die ihn danach fragen, wann und auf welche Weise es wohl kommt. Das Reich Gottes ist ein Sein in Gott. Ein Leben in der Offenheit, dass Gott mir näher ist, als ich mir selbst. Und dann kann ich mit Jakob sagen: „Gott ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht; nun aber weiß ich es.“ (1. Mose 28,16)

Leben in der Nachfolge geht eben nicht so, wie der erste es sich vorstellt, nach dem Motto „Nimm mich mit Kapitän auf die Reise“. Da sagt Jesus sehr deutlich: Weißt du, was das bedeutet? Ein bürgerliches Leben hat da keinen Platz. Wir streben keine Missionszentrale an. Ein Haus mit Gästezimmern und hochmodernen Mitarbeiterwohnungen. Wir denken nicht in diesen Kategorien.

Reich Gottes zu leben krempelt mein Leben um. Und dazu muss ich bereit sein. Im Leben mag es viele Situationen geben, in denen ich wie der andere junge Mann angesprochen werde, meinem Leben eine andere Richtung zu geben. Der junge Mann möchte erst seinen Vater begraben. Ob er wirklich tot war oder ob dieses nur eine Ausrede dafür war, dass er warten wollte bis sein Vater gestorben ist, mag dahingestellt sein. Jesus weist mit seinem Wort, dass die Toten die Toten begraben sollen, darauf hin, dass es im Leben auf den entscheidenden Moment ankommt – wer weiß, welche Entschuldigung uns später einfällt?

Wenn ich dich Jetzt! rufe, dann folge mir auch Jetzt! nach – und überlege dir nicht zu viele Entschuldigungen und warte bis zur Ewigkeit. Lebe jetzt! Öffne dich für ein Leben mit Gott. Mach dich auf den Weg zu ganz neuen Entdeckungen und Erfahrungen!

Das Reich Gottes zu leben, Gott in sich zu entdecken, ist ein Weg, der mich immer wieder unsicher machen kann. Deshalb sagt Jesu zu dem dritten, dass man nicht in eine Richtung pflügen und dabei zurückschauen kann. Dann gelingt es nicht. Und dann ist es so wie Jesus bei Lukas sagt: „Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu wissen, den Üb-rigen aber in Gleichnissen, damit sie sehend nicht sehen und hörend nicht verstehen.“ (Lukas 8,10) In die Nachfolge wird man hineingerufen, oder besser herausgerufen aus vielen Bindungen zu Menschen und Dingen – aber so ist eben wahre Kirche – lateinisch „Ekklesia“, was eben heißt: „die Herausgerufene.

In der Passions- bzw. Fastenzeit vor Ostern werden in Niedersachsen die vier evangelischen Bischöfe und der Kirchenpräsident mit den drei katholischen Bischöfen die Kanzeln tauschen. Die niedersächsischen leitenden Geistlichen betonen damit, dass sie in ökumenischer Verbundenheit auf das Reformationsjubiläum und Reformationsgedenken 2017 zugehen wollen.

Am 1., 8., 15. und 22. März 2015 halten sie in Kirchen der jeweils anderen Konfession Fasten- bzw. Passionspredigten.

Am 8. März 2015 predigen:

  • Bischof Jan Janssen um 17.30 Uhr im Dom St. Petrus in Osnabrück (Bistum Osnabrück)
  • Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke um 18 Uhr im Dom zu Hildesheim (Bistum Hildesheim)
  • Bischof Norbert Trelle um 17 Uhr im Dom St. Blasii in Braunschweig (Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig)

 

(Pressestelle der Landeskirche Hannovers)

Der Text

Es geschah aber, als sie auf dem Weg dahinzogen, sprach einer zu ihm: Ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst, Herr. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er sein Haupt hinlege. 

Aus Lukas 9,57-62

Der Autor

Heinfried König ist Pastor in der St. Lamberti-Kirchengemeinde Aurich.

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Die Andacht ist veröffentlicht in der Evangelischen Zeitung.