Herr Kunze, in Ihrem neuen Song heißt es: „Wir stehn’, und wir halten zusammen“. Kann Musik Menschen in solch schweren Zeiten zusammenzubringen?
Ich hoffe schon. Mein Wunsch ist, dass dieses Lied die Menschen rührt und packt. Und vielleicht wird es ja ein Gospel-Rock für die Deutschen.
Gospelmusik ist auch in Kirchen sehr populär - nehmen Sie bewusst darauf Bezug?
Das Lied ist nicht fromm angelegt. Es handelt nicht von transzendenten Dingen, es ist eher irdisch und beschwört Vernunft und Solidarität. Ich hab’ schon biblische Sprache bemüht, etwa wenn es heißt: „In der Stunde der Not ist das höchste Gebot“. Aber es ist nicht direkt vom lieben Gott die Rede. Es geht um unsere Nöte hier.
Haben Sie persönlich diesen Eindruck: Dass die Menschen aktuell zusammenhalten?
Ich kann das nur in meinem Dorf beobachten - in Ballungsräumen halte ich mich gerade kaum auf. Hier bei uns spüre ich schon eine gewisse Rücksichtnahme und Disziplin. Die Leute halten Abstand, sie tragen Masken, es geht bewusster zu. Menschen achten mehr auf sich und aufeinander. Man liest das ja auch von anderen Orten. Ich bin erstaunt über dieses Ausmaß von Disziplin und Rücksichtnahme der Deutschen. Das hätte ich so nicht erwartet.
„Zusammen“ wird im Refrain von vielen Hundert Menschen gemeinsam gesungen. Wie kam die Idee zu dem Song?
Ich habe aktuell sehr viel Muße. Mein Einfall hat ein paar Tage gebraucht und war kurz vor Ostern dann ausgereift. Dann habe ich ihn Dieter Falk geschickt, den ich schon seit Jahrzehnten kenne. Er ist ein Voll-Profi, der mit Text viel anfangen kann. Viele Produzenten tun sich schwer, Text umzusetzen. Die wollen lieber Musik, die man dann betextet. Dieter hat den Text an Gründonnerstag bekommen - und hat dann sehr rasch etwas vorgeschlagen, das mir sofort gefallen hat. Ich stehe sehr auf die Art, wie er das umgesetzt hat. Und auf dieses wunderbare Format des gemeinsamen Singens.